Arabiens langer Weg zum Sommer
Ein Bild ging um die Welt: am 25. Januar 2011 eskalierte die Revolte von Kairo, bis Hosni Mubarak am 11. Februar abtrat.
Ein Jahr nach dem Beginn der heissen Phase am Tahrir-Platz hat sich in Ägypten zu Wochenbeginn das erste frei gewählte Parlament nach Mubarak konstituiert. Etwa 70 Prozent der 508 Abgeordneten gehören religiösen Parteien an, die meisten von ihnen der Muslimbruderschaft.
Zum Jahrestag heute hob die Militärregierung unter Feldmarschall Tantawi den in der Bevölkerung verhassten Ausnahmezustand auf.
Der Domino-Effekt der Revolutionen scheint im Jahr zwei des Arabischen Frühlings nicht zu Ende. Während sich Tunesien nach dem Sturz des Ben Ali-Regimes relativ schnell erholt, herrscht in der Wirtschaft im Land am Nil de facto Stillstand. Libyen hat vor Kurzem wieder Angriffe – man glaubt es kaum – Gaddafi-treuer Truppen erlebt. In Syrien scharen sich die Europa und die USA um eine unberechenbare Opposition, die Staatschef Assad stürzen will.
Der Druck auf Syrien ist auch deshalb so gross, weil das westliche Bündnis mit Mubarak einen wichtigen Verbündeten verloren hat. Dann soll auch bitteschön Assad, ein Alliierter Russlands und des Iran abtreten, so das Kalkül.
In Bahrain und Algerien hat sich die Lage entspannt, die Regime in beiden Ländern sitzen trotz einer Welle der Proteste im Frühling 2011 fest im Sattel. Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate sind die einzigen Staaten in Mittelost und Nordafrika, die keine Demonstrationen erlebt haben. Dementsprechend boomt die Wirtschaft in beiden Ländern. (mc/gaf)