Warteschlange vor einem Arbeitsamt in Madrid.
Madrid – Die Krise hat den spanischen Arbeitsmarkt fest im Griff. Die Zahl der Erwerbslosen erhöhte sich im September im Vergleich zum Vormonat um 79.645 Personen, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg um 57.000 gerechnet. Aktuell sind rund 4,7 Millionen Menschen in der viertgrössten Euro-Volkswirtschaft arbeitslos gemeldet. Die spanischen Gewerkschaften regten einen Generalstreik in mehreren Ländern Südeuropas gegen die Sparpolitik der Regierungen an.
Spanien steckt in einer tiefen Rezession, jeder Vierte ist ohne Job. Dramatisch ist die Situation bei Jugendlichen unter 25 Jahren. Hier liegt die Arbeitslosenquote bei über 50 Prozent. Offen ist nach wie vor, ob die Regierung des Euro-Krisenlandes demnächst einen neuen Hilfsantrag in Brüssel stellt.
Teufelskreis noch nicht durchbrochen
Experten sehen vorerst kein Ende der Misere auf dem Arbeitsmarkt: «Der Teufelskreis aus Rezession und Sparmassnahmen ist noch nicht durchbrochen», sagte Chefökonom Holger Schmieding von der Berenberg Bank. Der wirtschaftliche Abschwung reisse Löcher in die Haushaltsbudgets der Krisenländer, auf die diese mit weiteren Sparmassnahmen reagierten, durch die die Rezession vertieft werde. «Das fünfte Austeritätspaket innerhalb von zehn Monaten ist zuviel für ein Land, das bereits in der Rezession steckt.»
Gemeinschaftlicher Generalstreik in Südeuropa?
Die Dachverbände des spanischen Gewerkschaften CCOO (Arbeiterkommissionen) und UGT (Allgemeine Arbeiterunion) kündigten unterdessen an, die Möglichkeit eines Generalstreiks im November zu prüfen. Eine solche Aktion solle mit der europäischen Gewerkschaftsbewegung abgestimmt werden. Das Ziel sei ein gemeinschaftliches Vorgehen in den Ländern Südeuropas, sagte CCOO-Chef Ignacio Fernández Toxo.
Die Finanzprobleme Spaniens hätten ihre Ursachen in einer europäischen Politik, die den deutschen Interessen diene, sagte der Gewerkschaftschef. Die spanischen Gewerkschaften hatten zuletzt im März mit einem landesweiten Generalstreik gegen die Sparpolitik der konservativen Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy protestiert. Damals hatte allerdings nur ein Teil der Spanier dem Streikaufruf Folge geleistet. (awp/mc/pg)