ArcelorMittal kommt nur langsam aus der Krise
ArcelorMittal-CEO Lakshmi Mittal.
Luxemburg – Der weltgrösste Stahlhersteller ArcelorMittal kommt langsamer aus der Wirtschaftskrise als viele Konkurrenten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 8,5 Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.
Dies war zwar ein Zuwachs von gut 50 Prozent im Vergleich zum Krisenjahr 2009, aber noch weit vom Rekordjahr 2008 entfernt, als ArcelorMittal ein EBITDA von knapp 24,5 Milliarden Dollar erzielt hatte. Unter dem Strich blieben 2,9 Milliarden Dollar übrig, nach einem Überschuss von 157 Millionen ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg 2010 um gut ein Viertel auf 78 Milliarden Dollar. Im Schlussquartal musste der Konzern gar einen Nettoverlust von 780 Millionen Dollar verbuchen. Hauptgrund dafür war eine Abschreibung auf die inzwischen abgespaltene Edelstahlsparte. Zudem machten die schwächelnde Nachfrage und fallende Preise ArcelorMittal in der zweiten Jahreshälfte zu schaffen.
Konkurrenz hält Nase vorne
Konkurrenten wie der deutsche ThyssenKrupp-Konzern oder Posco aus Korea hatten zuletzt schneller aufgeholt. Als Hauptgrund für das schwächere Abschneiden von ArcelorMittal gilt die grössere Abhängigkeit von der weiterhin schwächelnden Baubranche, auch die sich nicht so schnell erholenden Märkte in Nordamerika sowie Süd- und Osteuropa machen dem Unternehmen zu schaffen. In der zweiten Jahreshälfte musste ArcelorMittal die Produktion herunterfahren. So wurde etwa ein kleiner Hochofen im brandenburgischen Eisenhüttenstadt abgeschaltet. Die Auslastung lag konzernweit zum Jahresende bei 69 Prozent, sechs Monate zuvor hatte sie noch 78 Prozent betragen. ThyssenKrupp arbeitete dagegen dank seiner Fokussierung auf Auto- und Maschinenbau praktisch unter Volllast.
Auslastung soll wieder steigen
Vorstandschef Lakshmi Mittal sprach von einem schwierigen Jahr. Die Erholung sei langsam und schrittweise verlaufen. Für das neue Jahr äusserte er sich aber zuversichtlich. Die Nachfrage werde sich weiter erholen, sodass der Vorstand ein stärkeres Jahr als 2010 erwarten. Mut machen dem Unternehmen die wieder steigende Stahlpreise. Das Unternehmen fährt inzwischen stillgelegte Anlagen wie in Eisenhüttenstadt wieder hoch. Die Auslastung soll in den ersten drei Monaten auf 76 Prozent steigen. Im ersten Quartal will ArcelorMittal ein EBITDA von 2 bis 2,5 Milliarden Dollar erwirtschaften. Im Schlussquartal 2010 lag es bei knapp 1,9 Milliarden Dollar und damit am oberen Ende der Konzernprognose. Im zweiten Quartal waren es noch 3 Milliarden Dollar.
Investitionen in eigene Rohstoffversorgung
Für Investitionen stehen in diesem Jahr 5 Milliarden Dollar zur Verfügung, davon 1,4 Milliarden für das eigene Bergbaugeschäft. ArcelorMittal baut seine eigene Rohstoffbasis stark auf, um sich so vor den steigenden Preisen für Eisenerz zu schützen. Zuletzt sicherte sich der Konzern den Zugriff auf den kanadischen Erzproduzenten Baffinland. Die Dividende soll mit 75 US-Cent je Aktie 2011 konstant bleiben. (awp/mc/upd/ps)