Schuldenschnitt für Griechenland wackelt
Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos.
Athen – Griechenland läuft im Ringen um einen Schuldenschnitt die Zeit davon. Trotz der seit mehreren Monaten laufenden Verhandlungen sind nach Angaben des internationalen Bankenverbandes IIF immer noch «Kernpunkte ungelöst». IIF-Verhandlungsführer Charles Dallara warnte am Donnerstag nach einem Treffen mit der Regierung in Athen: «Die Zeit für ein Abkommen wird knapp.» Die Gespräche sollten an diesem Freitag fortgesetzt werden. Die griechischen Vertreter hatten bis zuletzt betont, die Verhandlungen seien auf gutem Wege.
Die griechische Regierung fürchtet neue Finanzlöcher, falls sich die Investoren nicht wie erhofft am geplanten Schuldenschnitt beteiligen. «Dies könnte der Fall sein, wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen», sagte der Vizefinanzminister Filippos Sachinidis am Donnerstag im griechischen Radio. «Dann wird eine zusätzliche Unterstützung von den Partnern (im Euroland) nötig sein».
Venizelos am Mittwoch noch optimistisch
Auf den 50-prozentigen Schuldenschnitt hatte sich Griechenland mit den Staats- und Regierungschefs der EU und den Gläubigern im Herbst im Grundsatz verständigt. Seitdem wird um die Details gerungen. Am Mittwoch hatte sich Finanzminister Evangelos Venizelos noch optimistisch geäussert: «Die Verhandlungen sind auf gutem Wege.» Auch enge Mitarbeiter des griechischen Ministerpräsidenten Lucas Papademos sagten der dpa, die Verhandlungen verliefen gut. Wann mit einem Abschluss zu rechnen sei, wollten sie aber nicht sagen.
Zeit wird knapp
Athen steht unter grossem Zeitdruck: Anfang kommender Woche werden auch die Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Athen erwartet. Von ihrem Urteil hängt unter anderem die Auszahlung weiterer Hilfskredite ab. Die so genannte Troika wird nach Angaben eines Sprechers von EU-Währungskommissar Olli Rehn voraussichtlich vom kommenden Dienstag an die Staatsfinanzen unter die Lupe nehmen. Die internationalen Geldgeber erwarten, dass Athen ihnen dann ein klares Bild der Finanzlage geben kann.
Entscheidender Baustein
Der IIF verwies ausdrücklich auf das jüngste Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und deren Forderung, Griechenland müsse «so schnell wie möglich» das Umschuldungsabkommen mit seinen privaten Gläubigern unter Dach und Fach bringen. Die Umschuldung gilt als entscheidender Baustein für das zweite, 130 Milliarden Euro schwere Hilfsprogramm für Griechenland. Der Schnitt würde im angepeilten Ausmass die griechische Schuldenlast um rund 100 Milliarden Euro erleichtern.
«Spekulanten untergraben das Abkommen»
Die griechische Presse berichtet seit Tagen, dass zwar die meisten Banken den Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent akzeptieren. Es gebe aber viele Hedge-Fonds, die griechische Anleihen hätten und entweder auf die volle Auszahlung der griechischen Schulden oder auch auf Ausfallversicherungen setzten und sich weigerten, am Schuldenschnitt teilzunehmen. «Spekulanten untergraben das Abkommen», titelte am Donnerstag die Athener Zeitung «Ta Nea». Das zweite Hilfspaket für Griechenland könnte teurer werden, hiess es. Die konservative Athener Zeitung «Kathimerini» berichtete, es gebe einen regelrechten «Krieg» von Gerüchten, die Spekulanten in die Welt setzten, um zu profitieren. (awp/mc/upd/ps)