Atomkonflikt mit Nordkorea: China, Südkorea und Japan rücken zusammen

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Chengdu – Bei den Bemühungen um eine atomare Abrüstung Nordkoreas wollen die Staats- und Regierungschefs aus China, Südkorea und Japan enger kooperieren. Vor dem Hintergrund der Sorgen über einen möglicherweise bald bevorstehenden neuen Raketentest ihres unberechenbaren Nachbarn sprachen sich Chinas Premier Li Keqiang, Südkoreas Präsident Moon Jae In und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe am Dienstag bei einem Dreier-Treffen in der südwestchinesischen Metropole Chengdu für eine politische Lösung des Atomkonflikts aus.

Es sei wichtig, den Dialog zwischen den USA und Nordkorea in Schwung zu halten, sagte Japans Premier nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo zu den festgefahrenen Verhandlungen. Auch müssten die UN-Resolutionen als Antwort auf die Atom- und Raketentests Nordkoreas «vollständig» erfüllt werden, verlangte Abe vor der Presse. Auf die Forderungen Chinas und Russlands nach einer Lockerung der Sanktionen ging Japans Premier aber nicht ein.

Nordkorea plant «Weihnachtsgeschenk»
Mit jedem Tag wachsen die Befürchtungen, dass Nordkorea angesichts der stagnierenden Verhandlungen mit den USA wieder auf Eskalation setzen könnte. Pjöngjang hatte den USA eine Frist bis Jahresende gesetzt, um im Ringen um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm Entgegenkommen zu zeigen. Auch hatte die Führung Nordkoreas ein «Weihnachtsgeschenk» in Aussicht gestellt, dessen Inhalt von neuen Vorschlägen der USA für Verhandlungen abhänge.

Die völlige atomare Abrüstung der koreanischen Halbinsel und eine langfristige Friedenslösung seien das gemeinsame Ziel der drei Nachbarn, sagte Chinas Premier Li Keqiang laut Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap. «Die drei Nationen werden weiter zusammenarbeiten, um das Problem auf politische Weise zu lösen.»

Handelsgespräche sollen beschleunigt werden
Weitere Themen der Dreier-Gespräche in Chengdu waren der Ausbau der wirtschaftlichen Kooperation und eine Beschleunigung der Handelsgespräche. China und Japan sind die zweit- und drittgrössten Wirtschaftsnationen der Welt, während Südkorea auf Platz zwölf steht.

Südkorea und Japan ringen um Lösung
Trotz der jüngsten Entspannungssignale erzielten Südkorea und Japan aber auch in Chengdu keinen Durchbruch bei strittigen politischen und wirtschaftlichen Fragen. Moon Jae In rief Japans Regierungschef Abe dazu auf, dass Tokio alle gegen Südkorea gerichteten Exportbeschränkungen aufheben solle. Moon schlug den Angaben zufolge vor, die Arbeitsgespräche über den Handelsstreit voranzutreiben. Japan sollte zu der «Situation vor dem 1. Juli» zurückkehren, sagte Moon in Anspielung auf den Beschluss Tokios im Sommer, strengere Kontrollen für den Export von Materialien zur Chipproduktion nach Südkorea zu verhängen. Japan hatte zwar zuletzt die Kontrollen für eines der drei betreffenden Materialien gelockert. Doch für Soul ging der Schritt nicht weit genug.

Hintergrund des Streits ist ein Disput beim Thema Zwangsarbeit. Seoul hatte Tokio Vergeltung für Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes in Südkorea vom vergangenen Jahr vorgeworfen, wonach zwei japanische Konzerne Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zahlen müssen. Tokio sieht das Thema Entschädigung durch einen Vertrag von 1965 als abgeschlossen an.

Abe und Moon einigten sich den Angaben Seouls zufolge darauf, den Disput um Entschädigungsfragen durch Dialog zu lösen. Abe habe Moon aufgerufen, das Problem rasch anzugehen, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf einen Regierungsbeamten. Das Treffen zwischen beiden selbst wird als weiteres Zeichen der Annäherung gesehen. (awp/mc/pg)

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