Tokio – Japan will Medienberichten zufolge schon bald mit der umstrittenen Einleitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer beginnen. Wie die auflagenstärkste Zeitung des Landes, «Yomiuri Shimbun», und andere Medien am Montag unter Berufung auf informierte Kreise berichteten, wird Regierungschef Fumio Kishida im Anschluss an einen Besuch in den USA am 20. August mit zuständigen Ministern des Kabinetts zusammenkommen und den genauen Zeitpunkt der Wassereinleitung ins Meer entscheiden. Den Berichten zufolge soll die Verklappung voraussichtlich zwischen Ende dieses Monats und Anfang nächsten Monats beginnen.
Kishida will demnach zunächst US-Präsident Joe Biden und den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol über den Plan zur Verklappung der riesigen Mengen belasteten Wassers informieren. Sie werden sich am 18. August zu einem Gipfel in Camp David im US-Bundesstaat Maryland nahe der Hauptstadt Washington treffen.
Im AKW Fukushima Daiichi war es 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die zerstörten Reaktoren müssen weiterhin mit Wasser gekühlt werden, das in Tanks gelagert wird. Dort lagern inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tonnen.
Verklappung dürfte rund 30 Jahre in Anspruch dauern
Laut dem Betreiberkonzern Tepco geht nun der Platz für weitere Tanks auf dem Gelände aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks. Daher beschloss die Regierung, dass das belastete Wasser über einen in den Pazifischen Ozean gebauten ein Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet wird. Die Verklappung wird schätzungsweise rund 30 Jahre in Anspruch nehmen. Vor der Verklappung wird das Wasser zunächst behandelt. Das Filtersystem kann 62 Radionuklide herausfiltern – bis auf das radioaktive Isotop Tritium.
Tepco will das Wasser daher so weit verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche. Japans Atomaufsichtsbehörde hatte kürzlich grünes Licht gegeben. Zuvor hatte auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Verklappungsplänen zugestimmt. Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien «vernachlässigbar», befand die Atomenergiebehörde.
Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemässig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten. Örtliche Fischer sind dennoch weiter gegen das Vorhaben der eigenen Regierung. Sie befürchten Reputationsschäden und Umsatzeinbussen. Auch China lehnt den Plan ab und verschärft Importkontrollen für japanische Lebensmittel. (awp/mc/ps)