Telekom-Chef René Obermann.
New York – Angesichts des massiven Widerstandes der US-Wettbewerbshüter gegen den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T soll die Deutsche Telekom als Alternative auch die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens durchgespielt haben. Die Idee werde aber aktuell nicht verfolgt, schränkte das «Wall Street Journal» in seinem Bericht ein. Von der Telekom hiess es am Donnerstag kategorisch, es gebe keinen «Plan B».
Der 39 Milliarden Dollar schwere Deal droht an dem heftigen Widerstand der amerikanischen Kartellwächter zu zerschellen. Sowohl der Telekom-Regulierer FCC als auch das US-Justizministerium sind gegen den Kauf durch AT&T, weil sie eine drastische Einschränkung des Wettbewerbs und steigende Preise befürchten. AT&T stellte bereits vier Milliarden Dollar zurück, die als Vertragsstrafe an die Telekom gehen, wenn der Verkauf scheitern sollte. «Ich kann zu diesem Thema nur sagen, dass es keinen Plan B gibt», erklärte der US-Chef der Telekom, Klaus-Peter Statz, auf dpa-Anfrage. Auch Konzernchef René Obermann hatte schon in den vergangenen Wochen wiederholt betont, dass es keinen Alternativplan gebe.
Teilung der Netze möglich
Es ist unklar, inwieweit die Bildung eines gemeinsamen Unternehmens die Bedenken der Wettbewerbshüter zerstreuen könnte – im Prinzip müsste dafür T-Mobile USA als bedeutender Wettbewerber erhalten bleiben. Denkbar wäre indes, dass T-Mobile und AT&T sich ihre teuren Netze teilen. Die Zeitung nannte keine näheren Informationen zu den Überlegungen. T-Mobile USA gilt als günstig im Vergleich zu den grösseren Konkurrenten, was die Kartellwächter immer wieder betont hatten. AT&T will T-Mobile USA vor allem wegen dringend benötigter zusätzlicher Mobilfunk-Frequenzen kaufen. Und die Telekom wäre froh, die Dauerbaustelle in den USA loszuwerden, anstatt Milliarden in den fälligen Ausbau des Netzes stecken zu müssen. Das derzeitige Netz ächzt unter dem stetig steigenden Datenstrom der Smartphones.
FCC stellt AT&T-Versprechen in Frage
T-Mobile ist der viertgrösste Mobilfunk-Anbieter in den USA. AT&T würde mit der Übernahme zur klaren Nummer eins vor Verizon Wireless. AT&T wirbt für das Geschäft mit dem Versprechen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Kunden ein besseres Netz zu bieten. Die Aufsichtsbehörde FCC stellte diese Versprechen in einem jüngst veröffentlichten Bericht jedoch massiv infrage. AT&T versucht derzeit aber vor allem, die Übernahmegenehmigung vor Gericht doch noch zu bekommen. Dabei müsste der US-Konzern eventuell Zugeständnisse machen. Nach Informationen von US-Medien steht AT&T in Kontakt mit kleineren Mobilfunkanbietern wie Leap Wireless, um Frequenzen oder Kunden an sie abzutreten.
Scheitern wäre teuer
Ein Scheitern der Übernahme könnte für AT&T teuer werden: Der US-Konzern müsste der Deutschen Telekom einen Ausgleich zahlen und Mobilfunk-Frequenzen abtreten. AT&T stellte bereits 4 Milliarden Dollar dafür zurück. Für die Telekom wäre dies allerdings nur ein schwacher Trost, denn es stünden über kurz oder lang milliardenschwere Investitionen in den Netzausbau an. T-Mobile USA kämpfte zuletzt mit einem Kundenschwund. Angesichts des massiven Widerstands der FCC zogen die Unternehmen den Genehmigungsantrag bei der Behörde vergangene Woche vorerst zurück. Das Justizministerium und die Konzerne treffen sich im Februar vor Gericht. (awp/mc /ps)