Randall Stephenson, CEO AT&T.
London – Die US-Telefongesellschaft AT&T will den britischen Mobilfunker Vodafone vorerst nicht kaufen. «Auf Anfrage der britischen Übernahmekommission bestätigt AT&T, dass es nicht beabsichtigt, ein Angebot für Vodafone abzugeben», teilten die Amerikaner am Montag in Dallas mit. Damit verliert AT&T das Recht, in den kommenden sechs Monaten eine Offerte für einen Anteil von 30 Prozent oder mehr an Vodafone vorzulegen. Die Ankündigung beendete Hoffnungen am Markt auf eine Mega-Übernahme. An der Londoner Börse brach der Vodafone-Kurs ein. Er sackte bis Mittag um 4,97 Prozent ab und riss damit die meisten europäischen Telekom-Werte herunter.
Presseberichten zufolge hatte AT&T ein mögliches Übernahmeangebot bereits intern vorbereitet. Der finanzstarke Konzern wolle sich mit einer Übernahme in Übersee breiter aufstellen, hiess es. Die Frage sei nur, welchen europäischen Konzern AT&T ins Visier nehme. Hintergrund ist, dass AT&T auf dem Heimatmarkt unter Druck steht.
Weg zur Marktführerschaft verwehrt
Wettbewerbshüter hatten sich dort gegen die geplante Übernahme von T-Mobile US, der amerikanischen Tochter der deutschen Telekom, gesperrt. So blieb AT&T der Weg zur Marktführerschaft verwehrt. Die Nummer eins, Verizon, ist bald hundertprozentiger Eigentümer von Verizon Wireless und muss keine Rücksicht mehr auf einen Joint-Venture-Partner nehmen. Auch von unten wird AT&T bedrängt. Sprint Nextel und T-Mobile US pirschen sich erfolgreich mit Günstigangeboten an die Kunden der Marktführer heran.
Vodafone schielt auf spanischen Kabelnetzbetreiber Ono
Vodafone indes will Kreisen zufolge auch selbst weiter zukaufen. Nach Kabel Deutschland könnte der Konzern den spanischen Kabelnetzbetreiber Ono übernehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Personen. Ono werde auf etwa 6,4 Milliarden Euro geschätzt. Bisher standen dem Bericht zufolge die Zeichen bei Ono auf Börsengang. Im Dezember habe der Kabelanbieter Gespräche mit Investmentbanken geführt. Nun soll Vodafone mit Ono verhandeln.
Konsolidierungswelle
Zusammenschlüsse von Mobilfunkern mit Kabelnetzbetreibern liegen derzeit im Trend. Denn Konzerne wie Vodafone können ihren Kunden so Festnetz, Mobilfunk, Breitband und Fernsehen aus einer Hand anbieten, ohne Milliarden in den Ausbau des eigenen Netzes stecken zu müssen. Hierzulande stet Vodafone zum Beispiel kurz vor der Übernahme von Kabel Deutschland . Ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag steht bereits. Er bedarf aber noch der Zustimmung der ausserordentlichen Hauptversammlung von Kabel Deutschland Mitte Februar.
Vodafone mit gut gefüllter Kriegskasse
Geld hat Vodafone bald genug. Vergangenes Jahr hatten die Briten den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless beschlossen. Zwar verlieren die Briten damit ihre 45-prozentige Beteiligung am hochprofitablen US-Mobilfunkmarktführer. Dafür fliessen von Verizon aber 130 Milliarden Dollar in die Schatulle. (awp/mc/upd/ps)