Ingolstadt – Audi hat das beste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Die bayerische Volkswagen-Tochter verkaufte 2011 angesichts der ungebrochenen Nachfrage nach teuren Nobelautos so viele Fahrzeuge wie nie zuvor und fuhr damit auch den dicksten Gewinn der Unternehmensgeschichte ein. Unter dem Strich stehen 4,4 Milliarden Euro – ein sattes Plus von fast 69 Prozent, wie der Konzern mitteilte. Doch wie bereits vor einem Jahr, blickte Audi-Chef Rupert Stadler bei der Bilanzvorlage ein wenig skeptisch auf die kommenden Monate. «Beim Blick in die Zukunft kann hingegen von eitel Sonnenschein längst nicht die Rede sein», sagte der Manager.
Vor allem die trüberen Aussichten für die Konjunktur machen dem Audi-Boss Sorgen. Der Wind dürfte der Wirtschaft in diesem Jahr rauer entgegenwehen. Dennoch will Stadler 2012 auf dem weltweiten Automarkt zulegen, dem Experten insgesamt ein Plus von etwa 4 Prozent vorhersagen. «Wir haben uns ein klares Ziel gesetzt: Audi will 2012 stärker wachsen als der Gesamtmarkt.» Vor allem in China und in den USA erhofft sich der Manager erneut zweistellige Zuwachsraten. Das Reich der Mitte habe sich längst als «tragende Säule» neben den grossen Märkten in Europa und Nordamerika etabliert. China war bereits 2011 der grösste Absatzmarkt für Audi.
Schwierigere Lage in Europa
Schwieriger ist die Lage in Europa. Auf dem Heimatkontinent rechnet Stadler dennoch mit einem leichten Absatzplus. «Auch wenn sich die Gesamtmärkte in einigen Ländern extrem schwierig entwicklen werden, sehen wir eine besondere Audi-Konjunktur», sagte Stadler. Im Januar war Audi nur mit einem schmalen Plus von 0,8 Prozent gestartet, vor allem wegen der Schwäche auf einigen europäischen Märkten. Bereits im Februar habe sich das aber wieder eingependelt. «In den ersten beiden Monaten des Jahres hat Audi mehr als 200 000 Automobile ausgeliefert. Das entspricht einem Plus von 8 Prozent.»
Operativer Gewinn um 60 % auf 5,34 Mrd Euro gestiegen
Den Umsatz steigerte Audi 2011 um fast ein Viertel auf etwas mehr als 44 Milliarden Euro. Der operative Gewinn stieg um 60 Prozent auf 5,34 Milliarden Euro. Damit erwirtschaftete Audi einen stattlichen Anteil des VW-Rekordgewinns von fast 16 Milliarden Euro. In diesem Jahr soll der operative Gewinn allerdings angesichts höherer Kosten wohl etwa auf dem Niveau von 2011 bleiben, sagte Finanzvorstand Axel Strotbek in seiner Rede. Bedingung sei aber, dass sich die Rahmenbedingungen nicht deutlich verschlechtern. Die Euro-Schuldenkrise ist dabei eine Gefahr.
Optimismus überwiegt
Dennoch überwiegt bei Audi der Optimismus. Dem Ziel, bis 2015 mehr als 1,5 Millionen Autos zu verkaufen, sei man 2011 mit gut 1,3 Millionen Einheiten einen grossen Schritt näher gekommen. Möglicherweise werde die Schwelle sogar früher erreicht. Damit bleibt die Jagd auf den bayerischen Erzrivalen BMW spannend. Noch fahren die Münchner mit einigem Vorsprung vor der VW-Tochter. Am 13. März legt BMW seine Bilanz vor und dürfte als dritter deutscher Oberklassehersteller wie Audi und Daimler ebenfalls ein Rekordjahr vermelden.
Rekordprämie für Mitarbeitende
Ein weiterer Rekord kommt den Audi-Beschäftigten zu Gute. Die rund 44 800 Tarifmitarbeiter an den deutschen Standorten bekommen angesichts des Rekordgewinns eine Rekordprämie für das vergangene Jahr – im Schnitt zwei Monatsgehälter. Die Sonderzahlung summiert sich so auf durchschnittlich 8251 Euro. Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch sagte, die Prämie sei «ein Volltreffer» und zeige, dass sich «harte Arbeit und Fleiss» lohnten. (awp/mc/pg)