Audi steigt in die Formel 1 ein
Spa-Francorhamps – Audi wagt den Sprung in die Formel 1. Die Volkswagen-Tochter bekannte sich am Freitag offiziell zu einem Engagement in der Rennserie von 2026 an. «Ich bin sehr erfreut, hier zu sein für diesen wirklich sehr speziellen Moment», sagte Audi-Chef Markus Duesmann während einer Pressekonferenz vor dem Grand Prix im belgischen Spa-Francorchamps zusammen mit den Bossen der Rennserie: «Wir werden 2026 in der Formel 1 fahren.» In weniger als vier Jahren werde Audi auf dem Grid stehen, das sei gar nicht so lang, sagte Duesmann.
Den Partner für seine Pläne nannte der Autobauer noch nicht. Erwartet wird aber ein Einstieg beim Schweizer Rennstall Sauber, der aktuell als Alfa-Romeo-Team in der Motorsport-Königsklasse unterwegs ist. «Eine Entscheidung, mit welchem Team man 2026 an den Start geht, wird Audi bis Jahresende kommunizieren», erklärte Audi in einer Pressemitteilung.
Alfa Romeo gab aber nur wenig später bekannt, dass es nach der nächsten Saison seine Formel-1-Partnerschaft mit dem ehemaligen Rennstall von Peter Sauber beenden wird.
Budgetobergrenze sinkt weiter
Die Formel 1 hatte Autoherstellern wie Audi den Einstieg schmackhaft gemacht. So sinkt die verschärfte Budgetobergrenze ab 2023 pro Rennstall weiter auf 135 Millionen Dollar im Jahr. Sie macht einen Einstieg finanziell planbarer.
Hybrid-Motoren mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff
Viel wichtiger noch: Die Rennserie hat einen Regelkompromiss geschaffen. Ab 2026 sollen die Hybrid-Motoren mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden. Der Verbrenner im Aggregat soll nur noch 50 Prozent der Leistung beitragen, der Rest ist elektrisch. Das passt zur künftigen Ausrichtung der Auto-Branche. «Mit dem neuen Reglement ist für uns genau jetzt der richtige Zeitpunkt für den Einstieg. Denn die Formel 1 und Audi verfolgen beide eindeutige Nachhaltigkeitsziele», erklärte Duesmann.
Rennserien-Boss Stefano Domenicali schwärmte bei der Pk in Belgien von einem grossartigen Tag. Weltverbands-Chef Mohammed bin Sulayem sprach von «einem Meilenstein».
Ab 2026 wird bei der Power Unit, bestehend aus Elektromotor, Batterie, Steuerungselektronik und Verbrennungsmotor, der Anteil der elektrischen Leistung gegenüber den heutigen Formel-1-Antrieben stark zunehmen. Der elektrische Antrieb wird dann annähernd so viel Leistung haben wie der Verbrennungsmotor, der auf ca. 400 kW (544 PS) kommt. Die hocheffizienten 1,6-Liter-Turbomotoren werden mit nachhaltigem synthetischem Kraftstoff betrieben – ebenfalls eine Voraussetzung von Audi für den Einstieg.
Auch Porsche mit F1-Plänen
Mit der Transformation zur Elektromobilität lässt sich das XXL-Projekt Formel 1 auch intern verkaufen. «Wir haben die Zusage bekommen, dass wir mit Formel 1 mehr Geld nach Wolfsburg bekommen als ohne Formel 1», hatte der scheidende VW-Boss Herbert Diess gesagt.
Schon Anfang April hatten Vorstand und Aufsichtsrat der Konzernmutter Volkswagen Grünes Licht gegeben, dass Audi und auch Porsche «für einen eventuellen Einstieg in die Formel 1» planen dürfen. Dennoch ist das Engagement intern umstritten, vor allem die Pläne für einen Start mit zwei Konzerntöchtern. Porsche wird wohl ein Bündnis mit dem Red-Bull-Team von Weltmeister Max Verstappen schliessen.
Knackpunkt war bis zuletzt das künftige Motorenreglement. Die etablierten Hersteller wie Mercedes, Ferrari und Renault wollen verhindern, dass ihre über Jahre erarbeiteten technischen Wettbewerbsvorteile schwinden und dadurch ihre Investitionen schmälern. In der Sommerpause wurde das Regelwerk durch den Motorsport-Weltrat aber endlich abgenickt.
Audi steigt nicht zum Mitfahren ein. Mit dem Hunderte Millionen Euro teuren Engagement will man seine technische Überlegenheit zur Schau stellen. Die werbewirksame Strahlkraft der Formel 1 entfaltet sich nur im Erfolgsfall so richtig. «Motorsport ist fester Bestandteil der Audi DNA», sagte Duesmann: «Die Formel 1 ist globale Bühne für unsere Marke und anspruchsvolles Entwicklungslabor zugleich.»
Standort Neuburg an der Donau wird die Power Unit entwickeln
Die Power Unit wird in dem hochmodernen Motorsport-Kompetenzzentrum von Audi Sport in Neuburg an der Donau entstehen, unweit des Unternehmenssitzes der AUDI AG in Ingolstadt. „Für die Entwicklung und Fertigung des Formel-1-Antriebs werden wir auf das wertvolle Know-how unserer Motorsportmitarbeitenden bauen, weiter in unser Motorsportzentrum investieren und zudem hoch spezialisierte Fachkräfte einstellen“, sagt Audi Sport Geschäftsführer Julius Seebach, der den Formel-1-Einstieg im Rahmen der Neuausrichtung des Motorsports bei Audi organisiert hat.
Der Standort in Neuburg an der Donau verfügt bereits über Prüfstände für Formel-1-Motoren, Hochleistungs-Elektromotoren und Batterien. Derzeit wird dort der notwendige Ausbau in Bezug auf Personal, Gebäude und technische Infrastruktur unternommen, bis Jahresende soll alles Wesentliche stehen. Für das Power-Unit-Projekt wurde jüngst eine eigene Gesellschaft als 100%ige Tochter von Audi Sport gegründet. Die Leitung der Gesellschaft und damit des Formel-1-Projekts übernimmt Adam Baker als CEO. Der gelernte Ingenieur war in verschiedenen leitenden Funktionen für Hersteller und Teams im Motorsport tätig. Bevor er 2021 zu Audi kam, war er drei Jahre beim Weltverband FIA beschäftigt. (mc/pg)