Najin ist eine von nur noch zwei ihrer Art. Ein berührendes Porträt, das das Nördliche Breitmaulnashorn beim Nickerchen mit seinem Pfleger zeigt, wurde nun von einer Fotojury prämiert.
Der Himmel über Kenia ist strahlend blau. Nashornkuh Najin ruht sich in der Mittagssonne aus, Pfleger Zachary Mutai sitzt auf dem Boden – den Rücken und den Hinterkopf an ihre rechte Flanke gelehnt – und hat die Augen geschlossen. Es sieht aus, als würden beide schlafen.
Ein Foto wie ein Märchen. Und eines, das dem aus Slowenien stammenden Fotografen Matjaz Krivic nun viel Ruhm einbrachte. Er wurde bei dem internationalen Fotowettbewerb «Travel Photographer of the Year 2022» (TPOTY) als «Reisefotograf des Jahres» ausgezeichnet. Die Jury bezeichnet seine Bilder, die bei einer Reportage entstanden sind, als «sehr bewegende Darstellung einer Kameradschaft».
Nah dran sein – das ist es, was im Leben generell und in der Fotografie im Besonderen oft den Unterschied macht. Wer mit seiner Kamera dicht an sein Motiv herantritt, lernt es besser kennen, sieht ein Detail, sieht vielleicht etwas, das er vorher übersehen hat. Oft schafft perspektivische Nähe auch emotionale Nähe. So wie bei den Bildern von Nashorn Najin und Zachary Mutai.
Als eines der letzten beiden Nördlichen Breitmaulnashörner, die es überhaupt noch gibt, lebt die 33-jährige Najin im Ol Pejeta Conservancy, einem Schutzgebiet rund 200 Kilometer nördlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Gut zweieinhalb Quadratkilometer gross ist das mit Elektrozäunen begrenzte Gebiet, das Najin zusammen mit ihrer elf Jahre jüngeren Tochter Fatu bewohnt. Um die Art zu erhalten, unternehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein grosses Experiment: Sie versuchen es mit künstlicher Befruchtung – obwohl der letzte Nashornbulle dieser Spezies bereits tot ist.