Sergio Marchionne heizt die Gerüchteküche an.
Detroit – Das Autogeschäft wird noch eine Spur globaler. Mit Allianzen versuchen die Hersteller, die Kosten zu drücken und sich für künftige Schwächephasen am Markt zu rüsten. Auf der ersten wichtigen Branchenmesse des Jahres in Detroit zeigt sich die Entwicklung wie in einem Brennglas: Bei Fiat und Peugeot-Citroën kochen Fusionsspekulationen hoch, GM will aus Cadillac eine Weltmarke machen und Porsche erwägt, seine Autos bei VW bauen zu lassen.
Besonders Fiat-Chef Sergio Marchionne lässt die Autoindustrie aufhorchen: Mit Äusserungen, es bedürfe eines neu formierten Gegengewichts zu VW, hat er sogleich Spekulationen über einen Zusammenschluss ausgelöst. Nach einem Zeitungsbericht will Marchionne mit dem französischen Rivalen PSA Peugeot-Citroën über eine Allianz reden. Die Franzosen seien zu Verhandlungen bereit, berichtete die Zeitung «Corriere della Sera» am Dienstag.
Marchionne: Zweites Volkswagen schaffen
Marchionne hatte am Vortag in Detroit gesagt: «Es braucht eine weitere Runde der Konsolidierung.» Dabei nahm er Bezug auf die Machtstellung von VW in Europa. «Ich denke, man muss ein zweites Volkswagen schaffen in puncto Grösse.» Marchionne deutete an, dass er selbst Interesse an einem Zusammenschluss habe: «Grundsätzlich ja. Ganz grundsätzlich.»
Pessimismus für europäischen Markt
Der Fiat-Chef hatte während der Wirtschaftskrise bereits versucht, Opel zu schlucken, war aber gescheitert. Stattdessen stieg Fiat beim US-Hersteller Chrysler ein und hält nun 58,5 Prozent. Während der US-Markt brummt, zeigte sich Marchionne für den von Schuldenkrise und Rezessionsängsten geplagten europäischen Markt wenig zuversichtlich. 2012 werde keinesfalls besser als 2011. Es gebe bereits Preiskämpfe.
GM will Cadillac auch in China und Europa etablieren
Auf die deutschen Premiumhersteller wartet eine zusätzliche Herausforderung: Die Opel-Mutter General Motors (GM) will nach der Massenmarke Chevrolet auch Cadillac weltweit verkaufen. Die GM-Premiummarke soll zunächst in China und später in Europa als Luxusmarke etabliert werden. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der neue «kleine» Cadillac ATS in der Grösse eines 3er BMW , Audi A4 oder der C-Klasse. Diesen soll der ATS Käufer abluchsen. «Ich glaube nicht, dass der ATS zu amerikanisch ist, um im Weltmarkt Erfolg zu haben», sagte GM-Designchef Ed Welburn. Das Auto besitzt das Cadillac-typische Design mit scharfen Kanten. «Ein Cadillac muss anders sein.»
Opel fokussiert sich auf Europa
Opel wird dagegen weitestgehend auf den gesättigten europäischen Markt begrenzt bleiben. «Opel bleibt eine Regionalmarke mit klarem Fokus auf Europa», sagte GM-Marketing-Chef Joel Ewanick. Das Ziel sei, die Marke in Europa voranzubringen und speziell in Deutschland dem Konkurrenten VW Anteile abzunehmen. Die Wolfsburger dürfte das jedoch nicht schrecken. Sie hatten zuletzt einen guten Lauf – auch dank ihrer Beteiligung Porsche. Die beiden Unternehmen rücken nun noch enger zusammen. Porsche lotet Möglichkeiten aus, seine Sportwagen bei weiter wachsender Nachfrage auch unter dem VW-Dach herzustellen.
Rekordjahr für Porsche
Porsche blickt mit exakt 118 867 abgesetzten Wagen auf das beste Jahr der Unternehmensgeschichte zurück. Bis 2018 wollen die Zuffenhausener 200 000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen, also etwa doppelt so viele wie heute. Ermöglichen soll das eine Modelloffensive. Bereits beschlossen ist eine Juniorvariante des Verkaufsschlagers Cayenne, der 2013 auf den Markt kommt. Für dieses vorläufig Cajun genannte Modell erweitert Porsche derzeit das Leipziger Werk.
«Wir schauen sehr, sehr zuversichtlich in die Zukunft», sagte Müller. Ein wenig Kopfzerbrechen bereiten ihm die weltweit schärfer werdenden Abgasregeln. Für Porsche als Hersteller von PS-starken Sport- und Geländewagen sei das eine Herausforderung, räumte der Manager ein. Den japanischen Autobauer Toyota dürften schärfere Grenzwerte weniger schrecken: In Detroit erweiterte der Hersteller seine Familie an Hybridwagen um den kleinen Prius C. (awp/mc/pg)