Bank Credit Analyst: Rohstoffeknappheit? Don’t worry!
Peter Berezin, Managing Editor bei The Bank Credit Analyst, Montreal.
von Gérard Al-Fil
Wer kennt Horrorszenarien wie diese nicht? «Weltweit Ölvorräte halten nur noch 20 Jahre»; «Australien und China kontrollieren Markt für Metalle»; «Russland kann Europa den Gashahn zudrehen.» Selbst in der Finanzbranche regt sich selten Widerstand gegen diese Thesen. «Solche Analysen sind schlichtweg falsch», meint Peter Berezin, Managing Editor beim Bank Credit Analyst(BCA).
«Produktion kam Nachfrageschock nicht nach»
Weder die Energieträger Öl und Gas noch die für Industrie und Produktion notwendigen Metalle seien knapp, sagt der Kanadier Berezin. «Die Produzenten waren um die Jahrtausendwende nicht auf die steigende Nachfrage aus den aufstrebenden Märkten, insbesondere in Indien und China vorbereitet.» Die Rohstoff-Spotpreise würden erst sinken, wenn die Realzinsen stiegen, «denn beide Grössen korrellieren negativ,» erklärt Berezin. Infolge der Finanzkrise durchläuft die Weltwirtschaft seit 2009 eine Niedrigzinsphase.
Licht am Preishorizont?
Die Preise für Erdöl, Gold und Silber fielen nach Mehrjahres- und Mehrjahrzehntehochs in den vergangen Wochen markant. Denn: «Die Budgets für die Ausbeutung von Metallen sind weltweit im 2010 gegeüber dem Vorjahr um ein Viertel gestiegen, auf 12 Mrd. Dollar,“ rechnet Berezin vor. «Auch die Zahl der Bohrtürme für die Öl- und Gasförderungen hat nach einer scharfen Delle im 2009 heuer das Vorkrisenniveau von 3,500 erreicht.» Ebenso würden die zunehmende Alterung der Menschen in China und die Ausbreitung von Elektroautos in den USA bis 2025 schrittweise zu einem Angebotsüberhang und ergo zu Preiseinbrüchen bei den klassischen Energieträgern führen. Für 2011 bleibe der Bias aber «bullish», so Berezin.
Saudiarabien ein zweites Australien?
Sorgen um die Zukunft müssten sich aber nicht alle Ölstaaten machen. Jason Peers, CEO der Jasper Group of Companies und Berater von Top-Firmen wie Mubadala oder GE Capital sagt: «Saudiarabien hat das Potenzial ein zweites Australien zu werden.» Tatsächlich lagern im Westen des Königreichs immense Vorräte an Edelmetallen, die aber in nur geringem Masse ausgebeutet werden. Zu üppig sind die Einnahmen aus dem Erdölexport, der neun Zehntel des saudiarabischen Staatshaushaltes speisen.