Ludwigshaften – Die Geschäfte des weltgrössten Chemiekonzerns BASF laufen noch weiter rund. Die positive Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2022 habe sich auch im April fortgesetzt hat, sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller in einer Telefonkonferenz mit Analysten am Freitag. Der Auftragsbestand sehe solide aus. Ausnahmen bildeten jedoch die Automobilbranche und China.
Die Ziele für 2022 bestätigte das im Dax notierte Unternehmen zwar. Allerdings bleibe das Marktumfeld von aussergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt, warnte BASF am Freitag am Tag der Hauptversammlung in Ludwigshafen. Insbesondere seien die weitere Entwicklung des Krieges in der Ukraine und ihre Auswirkungen auf die Preise und Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen nicht vorhersehbar. BASF will wegen des Krieges in der Ukraine den grössten Teil seiner Geschäfte in Russland und Belarus bis Anfang Juli 2022 einstellen.
Umsatzrückgang erwartet
Für 2022 rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem Rückgang beim Umsatz auf 74 bis 77 Milliarden Euro und beim operativen Ergebnis auf 6,6 bis 7,2 Milliarden Euro. 2021 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Drittel auf 78,6 Milliarden Euro. Dazu trugen deutlich höhere Verkaufspreise und Mengen bei. Den um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) konnte BASF auf 7,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Gutes April-Geschäft
Im ersten Quartal des laufenden Jahres habe BASF teilweise höhere Margen realisieren können, teilte das Unternehmen weiter mit. Dies habe in dem Zeitraum zu einer deutlichen Ergebnisverbesserung vor allem in den Segmenten Basischemikalien (Chemicals), Industrial Solutions und Kunststoffe (Materials) im Jahresvergleich geführt. Zu Industrial Solutions gehören unter anderem Dispersionen und Pigmente.
Höhere Rohstoff- und Energiepreise
Belastet hätten hingegen deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise sowie Transportkosten als Folge des Krieges in der Ukraine und der pandemiebedingten Lockdowns in China. BASF habe die höheren Kosten über Preiserhöhungen kompensieren können. Allerdings sei es zu Unterbrechungen und Störungen in den Lieferketten gekommen. Dies habe zu einer eingeschränkten Nachfrage vor allem aus der Automobilindustrie geführt.
Das Unternehmen hatte bereits Mitte April Eckdaten für das erste Quartal vorgelegt. Im ersten Quartal kletterte der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (Ebit) im Jahresvergleich wie bereits bekannt um rund ein Fünftel auf etwa 2,8 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um fast ein Fünftel auf rund 23 Milliarden Euro. Nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen ging der Gewinn aufgrund einer milliardenschweren Abschreibung der Mehrheitsbeteiligung Wintershall Dea von rund 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,2 Milliarden Euro zurück.
Grosse Abhängigkeit von russischem Gas
Kritik gab es im Vorfeld der Hauptversammlung von Aktionären vor allem am Umgang mit Russland. Der Börsengang der Wintershall Dea sei im Jahr 2021 verschoben worden, jetzt werde das Russland-Exposure zu einem massiven Problem mit Abschreibungen, Reputations- und Sanktionsrisiken, warf der Fondsmanager Arne Rautenberg von der Union Investment dem Unternehmen vor. Die bitterste Lektion sei aber die enorme Abhängigkeit des Standorts Ludwigshafen vom russischen Gas. Diversifikation und vorausschauendes Risikomanagement wären die richtige Strategie gewesen. Stattdessen habe die BASF hier alles auf eine Karte gesetzt und stecke jetzt in der Klemme.
Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewalt gemeinsam mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sowie der ukrainischen Nichtregierungsorganisation Ecoaction fordern wegen des Krieges in der Ukraine von BASF einen sofortigen Stopp der Gas- und Ölgeschäfte in beziehungsweise mit Russland. (awp/mc/pg)