Schwache Weltwirtschaft bremst BASF
Ludwigshafen – Die schwache Konjunktur macht dem Chemiekonzern BASF weiterhin zu schaffen. «Besonders der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet unser Geschäft», sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller am Donnerstag laut Mitteilung. Hinzu kämen die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit.
Dies alles bremse die Wirtschaft nicht nur in den exportorientierten Ländern Europas, sondern auch die US-Wirtschaft habe sich deutlich verlangsamt. China wachse zwar weiter, aber mit geringerem Tempo. Die Produktion in der Autoindustrie sei gegenüber dem ersten Halbjahr noch einmal gesunken.
Im dritten Quartal ging der Umsatz im Jahresvergleich um zwei Prozent auf 15,23 Milliarden Euro zurück. Für den Rückgang waren vor allem niedrigere Preise in den Geschäftsbereichen Chemicals und Materials verantwortlich. Zum ersten Segment gehören die Basischemikalien, im zweiten bündelt BASF das Geschäft mit Kunststoffen. Hier belasteten insbesondere niedrigere Verkaufspreise beim Kunststoff-Vorprodukt Isocyanate aufgrund von Überkapazitäten.
Allerdings lief es in einzelnen Sparten für den Dax-Konzern wieder etwas besser. Deshalb gingen Umsatz und Ergebnisse im dritten Quartal weniger stark zurück als von Analysten erwartet. «In unseren Downstream-Bereichen waren wir trotz schwierigen Marktumfelds erfolgreich und verzeichneten eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahresquartal», sagte Brudermüller. Zu den Downstream-Geschäften gehört unter anderem die Sparte Surface Technologies, in der das Unternehmen Katalysatoren, Anstrichmittel und Bauchemikalien bündelt. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte BASF.
Aktie legt zu
Am Aktienmarkt kam die Quartalsbilanz gut an. Die Aktie legte im Mittagshandel um rund zwei Prozent zu und setzte damit ihren Erholungskurs der vergangenen Wochen fort. Der Chemiekonzern habe nicht so schlecht wie von manchen befürchtet abgeschnitten, schrieb Analyst Knud Hinkel vom Analysehaus Pareto Securities. Im Downstream-Geschäft habe der Gewinn sogar positiv überrascht. Allerdings monierte Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan, dass der freie Barmittelzufluss sehr schwach ausgefallen sei.
Deutlich besser entwickelte sich die Sparte Surface Technologies. Im Geschäft mit Pflanzenschutz und Saatgut profitierte der Konzern von einem guten Saisonstart in Südamerika. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um fast ein Viertel auf 1,1 Milliarden Euro. Nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter blieb ein Gewinn von 911 Millionen Euro – das war knapp ein Viertel weniger als im Vorjahr.
Im Sommer hatte BASF die Jahresprognose wegen der Autoflaute und des Handelsstreits zwischen den USA und China kräftig zusammengestrichen. Für das Gesamtjahr rechnet der BASF-Vorstand seitdem beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent. Auch der Umsatz soll leicht schrumpfen. 2018 hatte das Unternehmen ein operatives Ergebnis von knapp 6,4 Milliarden Euro und Erlöse in Höhe von 62,7 Milliarden Euro ausgewiesen.
Weltweit 6000 Stellen bis 2021 gestrichen
Schon im November 2018 hatte das BASF-Management ein neues Sparprogramm aufgesetzt, um den Konzern profitabler zu machen. Dabei setzt die Führungsspitze vor allem auf schlankere Strukturen und einfachere Abläufe. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. Bis Ende September seien bereits 1800 Arbeitsplätze abgebaut worden, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel während einer Telefonkonferenz. Weltweit sollen bei dem Chemieriesen bis Ende 2021 insgesamt 6000 Stellen wegfallen. Zudem wird der Konzernvorstand kleiner.
Das Sparprogramm soll 2019 eine halbe Milliarde Euro zum operativen Konzernergebnis (Ebitda) beisteuern. Allerdings kostet das Programm laut Engel in diesem Jahr erst einmal etwa genauso viel. Ab Ende 2021 sollen die Massnahmen jährlich das Ergebnis um zwei Milliarden Euro verbessern.
Der seit mehr als einem Jahr amtierende BASF-Chef baut den Konzern um. 2018 stärkte er vor allem das Agrarchemiegeschäft, indem er für mehrere Milliarden Euro vom Rivalen Bayer Pflanzenschutzmittel und verschiedene Saatgut-Arten erwarb, die dieser im Zuge der Monsanto-Übernahme abgeben musste. Gleichzeitig trennt sich BASF von Geschäftsbereichen. So haben die Ludwigshafener gerade ihre Kasseler Öl- und Gastochter Wintershall mit dem Konkurrenten Dea fusioniert. Zudem verkauft BASF sein Pigmentgeschäft für rund eine Milliarde Euro an den japanischen Feinchemiehersteller Dic.
Auch von seinem Bauchemiegeschäft will sich BASF trennen. Das Unternehmen sei hier auf gutem Kurs, sagte Brudermüller. «Wir gehen jetzt mit einer kleinen Zahl an Bietern in die nächste Phase.» Bis Ende 2019 soll eine Verkaufsvereinbarung unterzeichnet sein. Nachdem Insidern zufolge der Schweizer Baustoffkonzern LafargeHolcim und damit der letzte Interessent für das BASF-Bauchemiegeschäft aus dem Unternehmenslager abgesprungen ist, scheint jetzt laut der Nachrichtenagentur Bloomberg nur noch der Finanzinvestor Cinven im Rennen zu sein. (awp/mc/ps)