Ludwigshafen – Der Chemiekonzern BASF hat im zweiten Quartal dank Preiserhöhungen und dem schwachen Euro mehr Geschäft und Gewinn gemacht als von Experten gedacht. Mit Blick auf das unsichere Konjunkturumfeld wagte das Management allerdings nicht, Änderungen an den Jahreszielen vorzunehmen. Die Aktie lag am Dienstagvormittag mit 2,4 Prozent im Minus und damit deutlich schlechter als der schwache Dax.
Vorläufigen Berechnungen zufolge legte der Umsatz im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 16 Prozent auf knapp 23 Milliarden Euro zu, wie der Dax -Konzern überraschend am Montagabend in Ludwigshafen mitteilte. Dabei gingen die Mengen allerdings gegenüber dem Vorjahresquartal leicht zurück.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) – sank um knapp ein Prozent auf 2,34 Milliarden Euro, fiel damit aber weit besser aus als von Analysten zuvor geschätzt. Diese hatten im Schnitt nur mit knapp 2,1 Milliarden Euro operativem Ergebnis gerechnet. Gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie hätten weitgehend über höhere Verkaufspreise weitergegeben werden können, hiess es dazu von BASF.
Sparten Nutrition und Care hinter Erwartungen
Auf die Segmente heruntergebrochen schnitt der Konzern in allen Bereichen besser ab als erwartet – mit Ausnahme der Sparte Nutrition und Care, unter deren Dach BASF unter anderem Aromen und bestimmte Inhaltsstoffe für die Lebensmittel- und die pharmazeutische Industrie anbietet. Analystin Georgina Fraser von der US-Investmentbank Goldman Sachs zeigte sich vom Abschneiden des Bereichs enttäuscht. Sie kritisierte, dass die positive Überraschung bei den Ergebnissen massiv von der Rubrik «Sonstige Geschäfte» geprägt worden sei.
Unter dem Strich verdiente BASF mit fast 2,1 Milliarden Euro gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor, vor allem dank eines höheren Beteiligungsergebnisses der Gas- und Ölfördertochter Wintershall Dea .
Jahresprognose bleibt «vorerst» unverändert
Die bekannte Jahresprognose blieb «vorerst» unverändert, wie das Unternehmen weiter mitteilte. BASF peilt bislang für 2022 einen Umsatzrückgang auf 74 bis 77 Milliarden Euro an. Auch das operative Ergebnis dürfte mit 6,6 bis 7,2 Milliarden Euro kleiner ausfallen als im Vorjahr. 2021 war der Umsatz im Jahresvergleich um ein Drittel auf 78,6 Milliarden Euro geklettert. Dazu trugen deutlich höhere Verkaufspreise und Mengen bei. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) konnte BASF dabei auf 7,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Auch die Baader Bank hatte bisher wegen des unsicheren Umfelds eine Prognoseanhebung angezweifelt. Dies könnte das Unternehmen allerdings bei der Vorlage der detaillierten Halbjahresergebnisse nachholen, betonte Analyst Markus Mayer nun am Dienstag. Höhere Ziele seien davon abhängig, ob Russland nach den planmässigen Wartungsarbeiten der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 tatsächlich weiter Gas liefere oder nicht – und wie sich die Corona-Situation in China entwickele.
Ähnlich reagierte Jefferies-Experte Chris Counihan: Die Unsicherheiten für das zweite Halbjahr blieben signifikant hoch, eine Aussage zum weiteren Jahresverlauf und damit mögliche Änderungen des Ausblicks dürften erst zur Quartalsvorlage – und damit nach dem Ende der Wartungsarbeiten – folgen, konstatierte der Branchenexperte.
Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan geht einen Schritt weiter und rechnet damit, dass die Signale aus der Chemieindustrie für das zweite Halbjahr sowie 2023 angesichts der Gasversorgungsrisiken und der Konjunkturschwäche düsterer ausfallen dürften. Er stampfte seine Schätzungen für die bereinigten Ergebnisse je Aktie für 2023 im Sektor im Schnitt um 28 Prozent ein. BASF käme aber mit möglichen Produktionskürzungen in der Branche bei dann zunehmender Preismacht besonders gut zurecht. Zudem wies Udeshi auf eine attraktive Bewertung hin.
Detaillierte Quartalsergebnisse wollen die Ludwigshafener am 27. Juli vorlegen. (awp/mc/ps)