Bayer bekräftigt Jahresziele – Glyphosat-Klagewelle noch grösser

Bayer bekräftigt Jahresziele – Glyphosat-Klagewelle noch grösser
Bayer-Hauptsitz in Leverkusen. (Foto: Bayer)

Leverkusen – Während Bayer im Tagesgeschäft Fortschritte macht, wird der Agrarchemie- und Pharmakonzern von der Glyphosat-Klagewelle geradezu überrollt. Binnen drei Monaten bis Mitte Oktober hat sich die Zahl der Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter in den USA mehr als verdoppelt. Der Druck auf Bayer, eine Einigung zu finden, dürfte also zunehmen. Derweil entwickelten sich die Geschäfte des Dax-Konzerns im dritten Quartal dank der Nachfrage nach Agrarprodukten und wachstumsstarken Medikamenten besser als gedacht.

Bis zum Stichtag 11. Oktober liegen in den USA Klagen von 42’700 Klägern vor, wie Bayer bei der Vorlage der Geschäftszahlen in Leverkusen mitteilte. Der nochmals beschleunigte Anstieg überraschte allerdings wenig, da die Klägeranwälte zuletzt noch einmal die Werbetrommel gerührt hatten, um weitere Mandanten zu gewinnen. Bayer hat seit August 2018 drei Prozessniederlagen in den USA hinnehmen müssen und war jeweils zu hohen Strafen verdonnert worden.

Bayer bestreitet Vorwürfe und geht in Berufung
Dass glyphosathaltige Monsanto-Produkte Krebs verursachen, weist das Unternehmen mit Verweis auf zahlreiche Studien weiterhin vehement zurück. In allen drei Verfahren geht Bayer denn auch in Berufung. Sollten die Berufungsrichter zu anderen Einschätzungen kommen als die Geschworenen in erster Instanz, würde das Bayer in die Karten spielen.

Vergleichsverhandlungen
Parallel laufen aber auch Vergleichsverhandlungen unter Leitung des renommierten Mediators und Experten in Entschädigungsfragen Ken Feinberg, der sich bereits nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 und nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko um die Entschädigungen kümmerte. So werden in den USA Massenklagen oftmals mit gross angelegten Vergleichen beigelegt. Allerdings haben die Leverkusener hier klare Vorstellungen. So stellte Agrarchemiechef Liam Condon zuletzt klar, dass neben der finanziellen Angemessenheit eine aussergerichtliche Beilegung auch einen finalen Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten darstellen müsse.

Tagesgeschäft läuft besser als erwartet
Ein Abschluss der Causa Glyphosat würde dem Management einen wieder stärkeren Fokus auf das Tagesgeschäft ermöglichen. Hier lief es im dritten Quartal nach Zuwächsen im Pharma- und Agrarbereich etwas besser als von Analysten im Durchschnitt erwartet. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank sprach in einer ersten Reaktion von soliden Resultaten und hob dabei den Jahresausblick hervor. Die Bestätigung der Ziele für 2019 dürfte bei Anlegern positiv ankommen, da viele nach dem eher schwachen Agrargeschäft im zweiten Quartal durchaus mit einer Senkung gerechnet hätten.

Bayer-Chef Werner Baumann peilt 2019 einen Umsatzanstieg vor Wechselkurseffekten sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen um rund vier Prozent auf 43,5 Milliarden Euro an. Der Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen soll etwa 11,5 Milliarden Euro erreichen. Die Ziele erscheinen auf den ersten Blick niedriger als bisher, was aber auch an den laufenden Veräusserungen der Tiermedizin und der Mehrheitsbeteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta liegt. Diese werden nun nicht mehr berücksichtigt.

Im abgelaufenen dritten Quartal profitierte Bayer von der Nachfrage nach Medikamenten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmittel Eylea. Zudem lief es im Agrar-Geschäft, in dem der 2018 übernommene US-Saatgutkonzern Monsanto aufging, wieder besser. Das hatte im dritten Quartal noch unter den Folgen von Überschwemmungen in weiten Teilen der USA gelitten, die den Landwirten das Leben schwer machten. (awp/mc/pg)

Hohe Nachfrage nach Maissaat
Der Sparte Crop Science wuchs auch dank einer hohen Nachfrage nach Maissaat und Preissteigerungen in Nordamerika nun im Vergleich Vorjahreszeitraum um 5,8 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro. Währungs- und Portfolioeffekte herausgerechnet hätte das Plus noch knapp 5 Prozent betragen. Das operative Ebitda schnellte sogar um ein Viertel nach oben.

Xarelto und Eylea treiben Pharmageschäft an
Im Pharmageschäft lieferten erneut die Wachstumsmotoren Xarelto und Eylea Rückenwind. Allerdings drückten unter anderem höhere Werbekosten für neue Produkte auf den Gewinn. Die in der jüngeren Vergangenheit eher schwächelnde Sparte Consumer Health verzeichnete derweil ein kleines operatives Gewinnplus, auch weil wieder mehr Aspirin Complex in Europa für die Kunden verfügbar war.

Letztlich stieg der Konzernumsatz in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,1 Prozent auf 9,83 Milliarden Euro. Vor Währungs- und Portfolioeffekten hätte das Plus 5,4 Prozent betragen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 7,5 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu. Beide Werte lagen leicht über den durchschnittlichen Analystenschätzungen.

Der Überschuss fiel zwar um 64 Prozent auf rund eine Milliarde Euro, allerdings hatte der Verkauf von Teilen des Saatgutgeschäfts an die BASF dem Dax-Konzern im Vorjahr einen Sondergewinn beschert. (awp/mc/pg)

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