Gewinnschub und Übernahmewelle beflügeln Bayer

Gewinnschub und Übernahmewelle beflügeln Bayer

Marijn Dekkers, Vorstandsvorsitzender Bayer AG. (Foto: Bayer)

Leverkusen – Ein sich rasant drehendes Übernahmekarussell sowie ein robuster Jahresstart haben Bayer am Montag ins Rampenlicht gestellt. Seine Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigte der Pharma- und Chemiekonzern. «Für den weiteren Geschäftsverlauf in diesem Jahr sind wir zuversichtlich und bestätigen unseren Ausblick für 2014», sagte Konzernchef Marijn Dekkers am Montag laut Mitteilung. Dabei stützt er sich auf neue Produkte vor allem im Pharmageschäft und einen starken Saisonauftakt in der Agrochemie in Europa. Den Gegenwind durch die Euro-Stärke machten die Leverkusener wett. Einen Kommentar zu der in der Pharma-Branche rollenden Übernahme-Welle lieferte Bayer im Quartalsbericht nicht.

Am Finanzmarkt kamen die Kennzahlen und die Übernahmefantasien gut an. Die Aktie setzte sich mit einem Kursgewinn von 4,73 auf 100,30 Euro an die Dax-Spitze . Analysten lobten die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten des Jahres. Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff sprach von einem starken Jahresauftakt. Er hob unter anderem das Kunststoffgeschäft hervor, das mit einer starken Margenentwicklung zum Geschäftserfolg beigetragen habe. Auch Equinet-Analystin Marietta Miemietz äusserte sich durchaus positiv zu den Zukaufsspekulationen. Als negativ wertete ein Börsianer indes einen möglichen Bieterkampf um das Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln des US-Pharmakonzerns Merck & Co .

Rezeptfreie Mittel im Blick
Bayer ist laut früheren Angaben generell an einem Ausbau des Geschäfts mit Tierarzneien und rezeptfreien Medikamenten interessiert. Beim Konkurrenten Novartis aus der Schweiz kamen die Leverkusener zuletzt nicht zum Zuge. Nun interessieren sie sich laut der Tageszeitung «Die Welt» (Montag) zusammen mit dem britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser für das Geschäft von Merck & Co mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneien. Das Gebot liege bei rund 14 Milliarden US-Dollar, schreibt das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Bayer wollte den Bericht nicht kommentieren. Auch über einen Verkauf des zuletzt schwächelnden Kunststoffgeschäfts bei Bayer wurde zu Wochenbeginn erneut spekuliert. Entsprechende Gerüchte machen allerdings bereits seit dem Antritt von Dekkers 2010 die Runde.

Übernahmewelle rollt durch Branche
Derzeit fegt eine regelrechte Übernahmewelle durch die Branche. Erst am Dienstag hatte sich Novartis einen grossangelegten Umbau verordnet. Bei den milliardenschweren Deals mischen die britische GlaxoSmithKline (GSK) und der US-Konzern Eli Lilly mit. Zudem lässt der US-Pharmakonzern Pfizer beim britischen Konkurrenten AstraZeneca nicht locker. Erst am Samstag hatte Pfizer einen erneuten Anlauf gestartet, um mit den Briten über eine Übernahme zu sprechen. Doch AstraZeneca liess den Konzern wie schon im Januar abblitzen. Das Volumen liegt hier bei knapp 100 Milliarden Dollar. Es wäre einer der grössten Deals in der Geschichte.

Da viele in der Branche mit dem Ablauf von Patenten und Kostendruck kämpfen, kommt es derzeit vermehrt zu Umwälzungen. Bei Bayer sind die Wachstumssorgen aber vergleichsweise gering. Der Grund sind zahlreiche neue Produkte. Allein im ersten Quartal hat sich der Umsatz mit fünf neuen Pharma-Mitteln – etwa dem Gerinnungshemmer Xarelto und den Krebsmedikamenten Stivarga und Xofigo auf knapp 600 (Vorjahr 244) Millionen Euro mehr als verdoppelt. Auch ein guter Saisonstart in Europa für Agrochemikalien sorgte bei Bayer für Rückenwind. Im Konzern legte der Umsatz um 2,8 Prozent auf 10,56 Milliarden Euro zu. Ohne den Einfluss von Wechselkursschwankungen sowie Zu- und Verkäufe hätte das Plus 8,4 Prozent betragen.

Kunststoffgeschäft mit deutlichem Ergebnisanstieg
Nach der Schwäche der vergangenen Quartale wuchs auch das Kunststoffgeschäft. Bayer profitierte hier von höheren Absatzmengen ausser in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten. Die Preise standen aber weiter unter Druck. Bei den Gewinnkennzahlen verzeichnete Bayer kräftige Zuwächse. Dabei zahlten sich auch die im Kunststoffgeschäft eingeleiteten Sparmassnahmen aus. Insgesamt stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonderposten im ersten Quartal um 11,6 Prozent auf 2,74 Milliarden Euro. Der Gewinn verbesserte sich noch deutlicher um 22,7 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt bis auf den Umsatz weniger erwartet.

Dekkers stellte am Montag für 2014 weiterhin einen Anstieg bei Umsatz und Ergebnis in Aussicht. Der Umsatz soll demnach bereinigt um rund 5 Prozent auf rund 41 bis 42 Milliarden Euro steigen. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sonderposten dürfte im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, bekräftigte er. (awp/mc/upd/ps)

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