Köln / Leverkusen – Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer zeigt sich kurz nach der angelaufenen Milliarden-Übernahme des umstrittenen US-Saatgutspezialisten Monsanto ehrgeizig. «Für die mittelfristige Entwicklung sind wir optimistisch und haben uns entsprechend ambitionierte Ziele gesetzt», sagte Vorstandschef Werner Baumann am Dienstag auf einer Investorenkonferenz in Köln. Für alle Geschäftsbereiche seien Umsatz- und Ergebnissteigerungen angepeilt – besonders zuversichtlich zeigen sich die Leverkusener für ihr Pharmageschäft.
Die angehobenen Ziele für die Spitzenumsätze mit neuen Pharmaprodukten und die Margenziele (Ebitda) klängen positiv, schrieb Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank in einer Studie. Die im Dax notierte Aktie legte im frühen Handel um mehr als ein Prozent zu und gehörte damit zu den grössten Gewinnern im Index.
Höhere Umsätze mit neueren Pharma-Produkten erwartet
Vor allem an das Geschäft mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln (Pharmaceuticals) haben die Leverkusener hohe Erwartungen: Bis Ende 2018 soll ein jährliches durchschnittliches Umsatzwachstum von rund sechs Prozent erzielt werden. Nicht eingerechnet sind dabei Währungs- und Portfolioeffekte. Im vergangenen Jahr lagen die Umsätze dieses Bereichs bei 15,3 Milliarden Euro. Bayer erwartet zudem, dass von den Erlösen mehr beim Unternehmen hängen bleibt: Die operative Marge auf Basis des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im Jahr 2018 zwischen 32 und 34 Prozent liegen (2015: 30,1 Prozent).
Das jährliche Spitzenumsatzpotenzial der fünf neueren Pharma-Produkte hob Baumann von bisher mindestens 7,5 Milliarden auf über 10 Milliarden Euro an. So rechnet Bayer beim Gerinnungshemmer Xarelto nun mit einem Umsatz von über 5 (bisher: ca. 3,5) Milliarden Euro, beim Augenmedikament Eylea sind es jetzt mehr als 2,5 (bisher: mindestens 1,5) Milliarden Euro. Zudem hat Bayer weitere Produktkandidaten in der Pipeline – sechs davon mit einem kombinierten Spitzenumsatzpotenzial von mindestens 6 Milliarden Euro. Auch bei den rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) wie Aspirin und im Tiergesundheitsgeschäft seien die Aussichten positiv, hiess es.
Agrar soll von Monsanto profitieren
Das Agrargeschäft (Crop Science) soll inklusive des Monsantogeschäfts beim bereinigten Umsatzwachstum in den kommenden Jahren besser als der Markt abschneiden. Die Profitabilität will Bayer auch deutlich erhöhen. Die Deutschen hatten bei der Übernahme Synergien in Milliardenhöhe angekündigt. Das Augenmerk richtet sich nun auf die notwendigen kartellrechtlichen Freigaben in weltweit 30 Regionen. Experten sehen besonders bei Baumwoll- und Raps-Saatgut mit Blick auf die notwendigen Freigaben Handlungsbedarf.
Die turnusmässige Konferenz mit dem Bayer-Führungsteam war bereits seit längerer Zeit geplant. Das Management erkläre den Analysten in kleinen Gruppen mit den jeweiligen Spartenchefs die neuen Ziele und sofern möglich in diesem frühen Stadium Details zum Monsanto-Zukauf, sagte ein Sprecher.
Erst am vergangenen Mittwoch hatte Monsanto dem Kauf durch die Deutschen für 66 Milliarden US-Dollar (aktuell knapp 59 Mrd Euro) inklusive Schulden zugestimmt und damit einen monatelangen Poker beendet. Die Monsanto-Aktionäre und die Behörden müssen dem Deal noch zustimmen. Die Übernahme würde Bayer mit einem Schlag zur weltweiten Nummer eins bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen und die Gewichte im Konzern verschieben. Der Abschluss der Transaktion wird Ende 2017 erwartet.
Bedenken wegen des Megadeals
Die Megaübernahme stösst nicht nur auf Zustimmung. So forderten Umweltschützer und Hilfsorganisationen die Kartellbehörden zuletzt auf, die Hochzeit der beiden Giganten zu verhindern. Monsanto, Syngenta , Bayer, Dupont , Dow Chemical und BASF kontrollierten schon heute 75 Prozent des globalen Agrarchemiemarktes und mehr als 60 Prozent des Saatgutmarktes, hiess es von den Kritikern.
Bayer und Monsanto stehen mit ihrem Mega-Deal nicht allein. So hatten zuletzt die US-Behörden die geplante Milliarden-Übernahme des Schweizer Agrarchemie-Konzerns Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina genehmigt. Im vorigen Dezember hatten ausserdem Dow Chemical und Dupont ihren Zusammenschluss angekündigt. In diesem Umfeld müssen die Behörden entscheiden. (awp/mc/upd/ps)