Bayer-CEO Marijn Dekkers.
Leverkusen – Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer ist trotz eines überraschenden Gewinnrückgangs 2010 für das laufende Jahr optimistisch. «Wir schauen zuversichtlich auf das laufende Jahr, in das wir erfolgreich gestartet sind», sagte Konzernchef Marijn Dekkers am Montag in Leverkusen laut Mitteilung.
Geprägt war 2010 allerdings durch hohe Sonderlasten von 1,7 (0,8) Milliarden Euro unter anderem durch Rechtsstreitigkeiten, den Verzicht auf die Marke Schering sowie Abschreibungen auf Pharmaprojekte. Der Gewinn sank im Vorjahr um 4,3 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, während der Umsatz mit einem Plus von 12,6 Prozent auf 35,1 Milliarden Euro einen Rekordwert erreichte. Im vierten Quartal rutschten die Leverkusener gar in die Verlustzone. Händler und Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen enttäuscht. Die Aktien standen vorbörslich deutlich unter Druck.
2011: Bis zu 6 Prozent mehr Umsatz erwartet
Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sowie vor Sonderposten dürfte 2011 in Richtung 7,5 Milliarden Euro steigen, sagte Dekkers. Im vergangenen Jahr war der entsprechende Wert um knapp zehn Prozent auf 7,1 Milliarden Euro geklettert. Der Umsatz dürfte währungs- und portfoliobereinigt 2011 um vier bis sechs Prozent zulegen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie sei ein Anstieg um etwa zehn Prozent zu erwarten. Die Ziele für 2012 bekräftigte Dekkers. Der Umsatz dürfte demnach bereinigt um etwa fünf Prozent zulegen, während beim operativen Ergebnis weiter eine Grössenordnung von acht Milliarden Euro angestrebt werde. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie dürfte dann etwa fünf Euro betragen.
Kunststoffgeschäft boomt
Während sich 2010 das Kunststoffgeschäft (MaterialScience) schneller als erwartet von der Krise erholte, blieben das Gesundheits- (HealthCare) und Agrochemiegeschäft (CropScience) hinter den Erwartungen zurück. Das Gesundheitsgeschäft sei 2010 von wachsender Konkurrenz durch Nachahmerpräparate bei den Yaz-Verhütungsmitteln und die Gesundheitsreformen belastet worden. Auch das Agrochemiegeschäft verlief verhalten. Im klassischen Pflanzenschutzgeschäft sei der Markt rückläufig. Im Gegensatz dazu boomte das Kunststoffgeschäft. Hier verdreifachte sich 2010 das Ergebnis. Auch die Währungsentwicklung sorgte 2010 insgesamt für Rückenwind. Operativ sei das vierte Quartal sehr erfolgreich verlaufen, hiess es.
Bayer: Pharmageschäft dürfte an Dynamik zulegen
Bei MaterialScience rechnet Bayer im laufenden Jahr mit einer weiteren konjunkturellen Erholung. Der Umsatz dürfte bereinigt im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen, während das EBITDA vor Sondereinflüssen im Vergleich dazu überproportional steigen sollte. Im ersten Quartal dürfte der Umsatz bereinigt in der Grössenordnung des vierten Quartals 2010 liegen. Trotz höherer Rohstoffkosten dürfte das EBITDA vor Sondereinflüssen in den ersten drei Monaten über dem Wert des vierten Quartals liegen. Bei CropScience sei 2011 ein bereinigtes Umsatzwachstum zumindest im mittleren einstelligen Prozentbereich zu erwarten. Das EBITDA vor Sondereinflüssen dürfte überproportional zulegen. Im Gesundheitsgeschäft werden unterdessen ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine leichte Verbesserung des operativen Ergebnisses erwartet. Im kommenden Jahr dürfte das Pharmageschäft durch neue Produkte an Wachstumsdynamik gewinnen.
Aktie vorbörslich unter Druck
Am Finanzmarkt war die erste Reaktion auf die Bilanz 2010 und den Ausblick negativ. Bayer-Aktien standen vorbörslich mit einem Abschlag von mehr als zwei Prozent deutlich unter Druck. Ein Händler bezeichnete den Ausblick als enttäuschend. Die Bilanz-Zahlen hätten indes insgesamt im Rahmen der Erwartungen gelegen. Der Verlust im vierten Quartal dürfte sich mit Belastungen durch den Verzicht auf die Marke Schering begründen lassen, so der Börsianer. Insgesamt dürfte der Bericht nicht reichen, den zuletzt negativen Kurstrend umzukehren. (awp/mc/ps)