Bayer trotzt Corona-Krise – Glyphosat-Einigung dauert noch

Bayer trotzt Corona-Krise – Glyphosat-Einigung dauert noch
Werner Baumann, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Bayer. (Foto: Bayer)

Leverkusen – Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat im ersten Quartal dank einer starken Nachfrage nach Maissaat und dem Gerinnungshemmer Xarelto der Corona-Krise getrotzt. Umsatz und Gewinn entwickelten sich besser als von Analysten erwartet. Konzernchef Werner Baumann hält auch an den Prognosen für 2020 fest. Allerdings sind darin weiter keine Folgen der Corona-Pandemie enthalten. Denn aus seiner Sicht ist eine verlässliche Bewertung der Effekte erst im weiteren Jahresverlauf möglich. Derweil verzögert die Pandemie eine Einigung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Für die Bayer-Aktien ging es zum Handelsstart am Montag um rund drei Prozent nach oben.

Im ersten Quartal steigerte der Dax-Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um 4,8 Prozent auf rund 12,85 Milliarden Euro. Rechnet man Wechselkurseffekte sowie den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen heraus, belief sich das Plus sogar auf 6 Prozent, wie der Dax-Konzern am Montag in Leverkusen mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um rund 10 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich entfiel auf die Bayer-Aktionäre ein Gewinn von rund 1,49 Milliarden Euro und damit rund ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor.

Ziele bekräftigt
Im laufenden Jahr soll es weiter vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum um 3 bis 4 Prozent auf 44 bis 45 Milliarden Euro werden. Dabei sind die Auswirkungen der Corona-Krise ausgeklammert. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sollten davon etwa 28 Prozent hängen bleiben, was einen operativen Gewinn von etwa 12,3 bis 12,6 Milliarden Euro ergeben soll.

Mit Blick auf die Entwicklung des freien Mittelflusses (Free Cashflow) verzeichnete Bayer im ersten Quartal derweil einen Abfluss von fast 800 Millionen Euro. Das begründete der Konzern unter anderem damit, dass er im Agrargeschäft vergleichsweise mehr Rechnungen bezahlt hatte. Zudem kostete der vor einem Jahr geschlossene Vergleich in einem Rechtsstreit um das Medikament Xarelto nun Geld. Damals hatten Bayer und das Partnerunternehmen Janssen Pharmaceuticals mit einer Einigung einen Schlussstrich unter viele Tausend Klagen in den USA wegen angeblich möglicher Gesundheitsschäden gezogen.

Gerinnungshemmer Xarelto bleibt Kassenschlager
Der Gerinnungshemmer Xarelto, der etwa das Risiko von Komplikationen nach bestimmten Operationen lindern soll, bleibt für Bayer derweil der Kassenschlager schlechthin. Der Umsatz mit dem Medikament schnellte im ersten Quartal um fast ein Fünftel auf 1,1 Milliarden Euro nach oben. Das ist fast ein Viertel des gesamten Umsatzes der Pharmasparte. Beim Augenmedikament Eylea, sonst eigentlich auch ein Wachstumstreiber, lag das Umsatzplus nur bei 1,7 Prozent. Hier hatten Analysten aber schon mit einer trägeren Entwicklung gerechnet – weil wegen der Corona-Krise nicht dringend notwendige Behandlungen verschoben wurden.

In der Agrarsparte profitierte Bayer zum Jahresstart von einer hohen Nachfrage nach Maissaat sowie nach Pilz- und Insektenschutzmitteln. Die Nachfrage nach Soja liess hingegen nach, weil sich Landwirte in den USA wegen gesunkener Absatzpreise mit dem Anbau eher zurückhielten. Das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten brummte indes, da Verbraucher im Zuge der Virus-Krise unter anderem bei Vitaminen und Hautpflegemitteln stark zugriffen.

Einigung im Glyphosat-Streit lässt auf sich warten
Eine Einigung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter des 2018 übernommenen US-Saatgutherstellers Monsanto lässt derweil weiter auf sich warten. So hiess es nun, dass sich Bayer weiter konstruktiv an der Mediation beteilige und Fortschritte erzielt habe, bis der Ausbruch von Covid-19 das Verfahren erheblich verlangsamt habe. Das hatte sich allerdings schon abgezeichnet, nachdem der Konzern dem Vernehmen nach ursprünglich eine Einigung bis zur Hauptversammlung an diesem Dienstag angestrebt hatte.

Bayer-Urgestein und -Aufsichtsratschef Werner Wenning, der sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung abgeben wird, zeigt sich indes in einem Interview in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» optimistisch, dass eine tragbare Lösung gefunden werde.

Investoren setzen schon länger darauf, dass Bayer den Rechtsstreit zeitnah mit einem gross angelegten Vergleich beilegt. Schätzungen zufolge könnte das um die 10 Milliarden US-Dollar kosten. Entscheidend sei allerdings, dass ein nicht zu schmerzhafter Vergleich kommt, nicht wann er kommt, erklärte kürzlich Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Die Zahl der Klagen stieg indes weiter: Bis zum 14. April wurden laut Mitteilung Klagen von etwa 52 500 Klägern zugestellt. Das ist ein Plus von rund acht Prozent im Vergleich zu Anfang Februar. (awp/mc/ps)

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