Beckenbauer wird 75 – Immer ein Kaiser

Beckenbauer wird 75 – Immer ein Kaiser

Franz Beckenbauer, die Ausnahmefigur im deutschen Fussball, wird 75. Sein Lebenswerk ist mittlerweile von den Enthüllungen über die Vergabe der WM 2006 überschattet. Ist das gerecht?

Zu den unzähligen Anekdoten über Franz Beckenbauer gehört die Geschichte, wie er zu seinem Spitznamen kam. Im August 1971 war der FC Bayern zu Gast in Wien, und in der Hofburg schaute sich Beckenbauer die Büste des Kaisers Franz Joseph an. Der Fotograf Hebert Sündhofer drückte in diesem Moment auf den Auslöser, und der «Kicker» titelte: «Zwei Kaiser trafen sich».

Es ist gar nicht mal sicher, ob es wirklich diese Episode war, die Beckenbauer in den Kaisersrang erhob oder ob die «Bild»-Zeitung den Namen schon zwei Jahre vorher prägte. Aber es ist auch egal. Es gab eine Zeit, da schien Beckenbauer ohnehin eher in die Welt der Mythen, Geschichten und Sagen entrückt, mit dem spröden Alltag hatte er längst nichts mehr zu tun. Dass die WM, die er als OK-Chef nach Deutschland geholt hatte, anschliessend als Märchen bezeichnet wurde, ist nur angemessen.

Ob «Kicker» oder «Bild»-Zeitung – wichtiger ist, dass derjenige, der Franz Beckenbauer den Titel Kaiser verlieh, eine ungeahnte Prophetie bewies. Ein Kaiser, das ist der, der ganz oben residiert, entschwebt von allem anderen, über allen anderen, einer, der Majestät ausstrahlt und gleichzeitig sich jeder Kontrolle entzieht. Der Kaiser kann machen, was er will. Franz Beckenbauer war und ist der Kaiser. In allem, was er tat. Bis zuletzt.

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