Bei Airbus wird Zeit für A320neo knapp
Airbus A320neo: Erstflug vom 25.09.2014 in Toulouse. (Foto: Airbus)
Toulouse / Hamburg – Dem Flugzeugbauer Airbus droht bei der Erstauslieferung seines modernisierten Mittelstreckenjets A320neo die Zeit davonzulaufen. Die Übergabe des ersten Fliegers solle wie geplant noch in diesem Jahr gelingen, sagte ein Airbus-Sprecher am Montag. Ein Datum stehe aber noch nicht fest. Statt der ursprünglich vorgesehenen Erstkundin Qatar Airways soll die Lufthansa den ersten Jet erhalten, wie eine Sprecherin von Europas grösster Fluggesellschaft sagte. Qatar hatte die Abnahme des ersten Fliegers vor zwei Wochen abgelehnt und Probleme mit der Kühlung der neuen Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney als Grund genannt.
Der Airbus-Sprecher wollte den Grund für die Verzögerung nicht näher beschreiben. Es gebe Gespräche mit mehreren der ersten Abnehmer, darunter die Lufthansa, die arabische Qatar Airways und die indische Fluglinie IndiGo. Die Inder haben 430 Exemplare der «neo» mit einem Listenpreis von insgesamt fast 41,6 Milliarden US-Dollar (38,6 Mrd Euro) bestellt. Airbus habe sie am Donnerstag über die Verzögerung informiert, teilte die Fluggesellschaft am Montag mit. Eigentlich hätte IndiGo ihren ersten Flieger demnach am 30. Dezember erhalten sollen. Die Lufthansa hat 116 Maschinen aus der A320neo-Modellfamilie bestellt. Die Auslieferung des ersten Fliegers soll im Airbus-Werk Hamburg erfolgen, wie die Lufthansa-Sprecherin sagte.
Alternativ-Triebwerk angeboten
Qatar Airways fürchtete, ihr erster Jet müsse wegen Schwierigkeiten bei der Triebwerkskühlung länger als vorgesehen am Boden bleiben. Die Luftfahrtbehörden der EU und der USA haben die Zulassung für den Flugzeugtyp bereits erteilt. «Was zählt, ist dass wir unseren Kunden eine betriebsbereite A320neo übergeben», sagte der Airbus-Sprecher. Der Typ wird alternativ auch mit Triebwerken des französisch-amerikanischen Herstellers CFM angeboten, die sich allerdings noch in der Testphase befinden.
Für Airbus hat sich die A320neo als der grösste Verkaufsschlager erwiesen. Die Neuauflage des seit den 1980er Jahren gebauten Mittelstreckenjets A320 soll bis zu 20 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen, vor allem wegen der sparsameren Triebwerke. Seit Airbus das Modell vor fünf Jahren angekündigt hat, gingen Bestellungen für mehr als 4300 Maschinen in den unterschiedlich langen Varianten A319neo, A320neo und A321neo ein. Am Montag zog die British-Airways-Mutter IAG Kaufoptionen für weitere 15 A320-Jets.
Neue Fertigungslinie in Hamburg
Um der Auftragsflut Herr zu werden, baut Airbus in den kommenden Jahren eine zusätzliche Fertigungslinie in Hamburg auf. Ab dem Jahr 2019 sollen dann monatlich insgesamt 60 Maschinen der A320- und A320neo-Familie die Airbus-Werke in Hamburg, Toulouse, Tianjin (China) und Mobile (USA) verlassen. Bisher sind es lediglich etwas mehr als die in der Planung vorgesehenen 42 pro Monat. (awp/mc/upd/ps)