Berner Fachhochschule zieht Renault in den Abgas-Skandal

Berner Fachhochschule zieht Renault in den Abgas-Skandal

(Foto: Renault)

Bern / Wolfsburg / Hamburg – Es sind brisante Ergebnisse, welche die Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule vorgelegt hat. Im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hat sie die Stickoxid-Emissionen eines Renault Espace untersucht – und fand heraus, dass diese die geltenden Grenzwerte teils deutlich überschreiten.

Die Testergebnisse zeigten 13 bis 25 Mal höhere Stickoxid-Emissionen als nach geltendem EU-Standard Euro 6 erlaubt, teilte die DUH am Dienstag mit. Deutlich erhöht seien die Abgasmessungen bei den Tests mit warmem Motor gewesen. Dabei habe sich ein bestimmtes Muster ergeben.

«Nur wenn er in einer ganz bestimmten Form auf die am Folgetag stattfindende Prüfung vorbereitet wurde, bestand er diese mit Bravour. Alle Abweichungen in der Vorkonditionierung beziehungsweise Tests mit warmem statt kaltem Motor führten zu Dieselabgaswerten, die wir in dieser Höhe noch nie gemessen haben», wird DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch zitiert.

Die DUH fordert das deutsche Verkehrsministerium auf, die Ergebnisse nachzuprüfen. Auch ein bereits vor einem Monat übermittelter Bericht über einen Opel-Zafira-Diesel solle begutachtet werden. Renault äusserte sich nicht zu den Vorwürfen. Opel hatte bereits im Oktober die Anschuldigung der DUH über gravierende Abweichungen bei Stickoxidwerten zurückgewiesen.

Geständnis von Audi
Auch für den eigentlichen Beschuldigten im Abgas-Skandal, Volkswagen, gab es schlechte Nachrichten: Seine Konzerntochter Audi räumte am Montagabend ein, dass eine bestimmte Motorensoftware nach US-Recht doch als illegale Abschalttechnik betrachtet werde.

Dabei handelt es sich um eine Software für die Temperatur-Konditionierung des Abgasreinigungs-Systems. Diese werde in Motoren der US-Modelle A6, A7, A8, Q5 und Q7 verwendet sowie beim VW-Touareg und im Porsche-Cayenne.

Damit hat der Konzern nun eingeräumt, dass auch in grösseren Dieselautos von VW und den Konzerntöchtern eine verbotene Software eingebaut wurde. Bislang hatte der Konzern in den USA nur zugegeben, bei 2,0-Liter-Motoren gezielt getrickst zu haben.

Die Anfang November von den US-Umweltbehörden EPA und CARB erhobenen Vorwürfe gegen die grösseren, von der Tochter Audi entwickelten V6 TDI 3,0-Liter-Motoren waren bislang aber stets abgestritten worden. Volkswagen hatte darauf verwiesen, dass die Technik den Katalysator nach dem Start lediglich schneller auf Betriebstemperatur bringen solle.

Der Konzern bemühte sich, den Fall vom bereits gebeichteten Skandal abzugrenzen und als vermeintliches Missverständnis mit den US-Aufsehern um eine eigentlich legitime Software darzustellen. Die bemängelte Software will Audi nun aktualisieren. Dies soll schätzungsweise einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Steuer-Ermittlungen
Auch in Deutschland droht VW neues Ungemach: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig weitete ihre Ermittlungen gegen Volkswagen aus. «Wir haben ein zweites förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet», sagte ein Sprecher der Behörde am Dienstag. Der Verdacht richte sich gegen fünf Personen aus dem VW-Konzern.

Es gehe um den Verdacht der Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit falschen CO2-Angaben. Der Kohlendioxid-Ausstoss eines Autos ist ein wichtiges Kriterium für die Berechnung der Motorfahrzeugsteuer. Wenn hier zu geringe Werte angegeben worden seien, könne dem Staat ein Schaden entstanden sein, hiess es.

Auch in der Schweiz profitierten VW-Fahrer wohl zu Unrecht von Steuerrabatten für sparsame Autos. Der VW-Konzern hat bereits zugesichert für die höheren Steuern aufzukommen, sowohl rückwirkend für die zu Unrecht erhaltenen Steuerrabatte der vergangenen Jahre, als auch in die Zukunft gerichtet.

Volkswagen hatte im September die Manipulation von Abgaswerten bei elf Millionen Fahrzeugen weltweit zugegeben. Dabei ging es um die Manipulation von Stickoxid-Werten. Seinen Ausgang genommen hatte der Skandal in den USA. Dort drohen Volkswagen Strafen von umgerechnet bis zu 16 Milliarden Euro.

Die Behörden werfen VW vor, eine illegale Software eingesetzt zu haben. Ein Programm in der Motorensteuerung erkennt, ob sich das Auto auf dem Prüfstand befindet und regelt die Abgaswerte so, dass Grenzwerte eingehalten werden. (awp/mc/ps)

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