New York – Der wegen drastischer Preiserhöhungen bei einem lebensrettenden Medikament umstrittene Pharmaunternehmer Martin Shkreli ist zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Richterin Kiyo Matsumoto verkündete das Strafmass am Freitag in New York, nachdem eine Jury ihn im August wegen Wertpapierbetrugs bereits schuldig gesprochen hatte. Bei dem Rechtsstreit ging es nicht um Shkrelis Geschäfte im Pharma-Business, sondern um veruntreute Anlegergelder.
Der 34-Jährige zeigte sich laut Berichten von US-Medien im Gerichtssaal reuevoll. «Geld war nie mein Beweggrund. Ich wollte meine Bedeutung und meinen Ruf vergrössern», zitierte ihn der TV-Sender CNBC. «Ich habe noch Arbeit zu leisten. Ich bin hier wegen meiner groben, dummen, fahrlässigen Fehler bei (dem Hedgefonds) MSMB.» Berichten zufolge kämpfte er mit den Tränen und bat die Richterung um «Gnade».
Shkrelis Anwalt Ben Brafman kündigte in seinem Schlussplädoyer an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Prozess 15 Jahre Haft gefordert. Nach richterlicher Anordnung vom Montag muss Shkreli zudem knapp 7,4 Millionen Dollar (6,2 Mio Euro) zahlen und unter anderem seinen Besitz am einzigen Exemplar eines Albums der Rap-Gruppe Wu-Tang Clan aufgeben.
«Gute Zeit, um mich zu entschuldigen»
Den Wert der beiden zuvor von ihm geleiteten Hedgefonds – MSMB Capital Management und MSMB Healthcare Management – hatte Shkreli durch Aktienmanipulationen aufgebläht, urteilte die Jury im August. «Dies wäre eine gute Zeit, um mich bei allen MSMB-Investoren zu entschuldigen», sagte Shkreli am Freitag mit zittriger Stimme. «Es tut mir schrecklich leid, Ihr Vertrauen verloren zu haben. Sie haben Besseres verdient. Bitte geben Sie mir eine Chance, zu zeigen, wozu ich fähig bin.» Shkreli sitzt seit September im Gefängnis.
Anwalt Brafman gestand ein, seinen Mandanten selbst manchmal kaum ertragen zu können. «Es gibt Zeiten, in denen ich ihn umarmen und festhalten und beruhigen will, und es gibt Zeiten, in denen ich ihn ins Gesicht boxen will», sagte Brafman der Nachrichtenagentur «Bloomberg» zufolge. Dennoch sei Shkreli aber ein «guter Mensch», der seine «seltsamen, unangemessenen Verhaltensweisen nicht immer kontrollieren kann».
Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Shkreli als «Mann, der Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss» und als jemand, der «keinerlei Respekt vor dem Gesetz» habe. Es sei ein Fehler, den jungen Unternehmer als missverstandenes Genie zu sehen.
Shkreli war 2015 in die Schlagzeilen geraten, als seine Firma Turing Pharmaceuticals den Preis für das Entzündungs-Medikament Daraprim – das unter anderem Aids-Patienten helfen soll – schlagartig von 13,50 auf 750 Dollar pro Pille anhob. Die Empörung über die drastische Preiserhöhung bei einem für manche Patienten überlebenswichtigen Medikament war riesig, manche Medien bezeichneten Shkreli als «meistgehassten Mann Amerikas» und «Staatsfeind Nummer 1». (awp/mc/ps)