Biden: Habe auf Einsicht Trumps durch Corona-Infektion gehofft

Biden: Habe auf Einsicht Trumps durch Corona-Infektion gehofft
US-Präsident Joe Biden.

Washington – Nach seiner Corona-Infektion verbreitet US-Präsident Donald Trump in den Augen seines Herausforderers Joe Biden mehr Falschinformationen über das Virus als zuvor. «Ich habe für seine Genesung gebetet, als er Covid bekommen hat, und ich hatte gehofft, dass er wenigstens etwas geläutert daraus hervorgehen würde», sagte Biden bei einem Auftritt in Pembroke Pines im US-Bundesstaat Florida. «Aber was hat er getan? Er hat die Fehlinformationen nur intensiviert, die er zuvor gemacht hat, und macht es damit noch schlimmer.»

Trump hatte Anfang Oktober seine Corona-Infektion bekanntgegeben. Keine zwei Wochen später steht er wieder auf der Wahlkampfbühne. «An jeden, der kämpft, um sich von dem Virus zu erholen: Ich fühle euren Schmerz, weil ich euren Schmerz gefühlt habe. Und wir werden das Virus gemeinsam schlagen», sagte Trump bei einem Auftritt in Johnstown im Bundesstaat Pennsylvania vor dicht gedrängten Anhängern, von denen trotz der anhaltenden Corona-Pandemie viele keine Maske trugen.

Trump beharrt auf Immunität
Der 74-Jährige fragte in die Menge, wer bereits Corona hatte, und sagte anschliessend: «Ihr seid jetzt immun.» Trump beklagte, dass ihm nicht zugestanden werde, dass er nun lebenslang immun sein. «Sie hassen es, es zuzugeben, weil ich es hatte.» Früher habe es stets geheissen, dass nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung lebenslange Immunität bestehe, behauptete Trump.

Experten gehen davon aus, dass Menschen nach einer Corona-Infektion vermutlich immun sind. Für wie lange und wie absolut ein Schutz existiert, ist aber noch unklar. Das Robert Koch-Institut etwa schreibt dazu: «Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt noch, wie regelhaft, robust und dauerhaft dieser Immunstatus aufgebaut wird.»

«Superman» in charge
Trump hatte die Amerikaner nach der Entlassung aus der Klinik aufgerufen, keine Angst vor dem Coronavirus zu haben. Er war unter anderem mit einem Antikörper-Mittel behandelt worden, das für gewöhnliche Patienten noch lange nicht verfügbar sein dürfte. Die aggressive Behandlung liess vielen Experten zufolge – entgegen der Darstellung des Weissen Hauses – auf eine ernstere Erkrankung schliessen.

«Eine grossartige Sache am Präsident-Dasein ist, wenn man sich nicht hundertprozentig fühlt, hat man mehr Ärzte, als man dachte, dass es auf der Welt gibt», sagte Trump am Dienstag. Mit Blick auf das Antikörper-Mittel sagte er, er habe sich wie «Superman» gefühlt, als er es bekommen habe.

«Vorstadtfrauen, würdet ihr mich bitte mögen?»
Bei seiner Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania warb «Superman» besonders um die Stimmen der Frauen. «Vorstadtfrauen, würdet ihr mich bitte mögen?», sagte Trump bei einem Auftritt in Johnstown. «Ich habe eure verdammte Nachbarschaft gerettet, okay?» Damit spielte er auf die Abschaffung einer Regelung aus der Zeit seines Amtsvorgängers Barack Obama an, die mehr Wohnungen für Geringverdiener in den Vorstädten geschaffen hatte.

Noch 20 Tage bis zur Wahl
Trump und Biden treten bei der Wahl am 3. November gegeneinander an. In landesweiten Umfragen, die wegen des komplizierten Wahlsystems mit Vorsicht zu geniessen sind, liegt Biden vor Trump. Der Amtsinhaber, der sich nach seiner Covid-19-Erkrankung vor seinen Anhängern vitaler denn je präsentiert, ging seinen Herausforderer wie gewohnt persönlich an und stellte Biden (77) als vergesslich und orientierungslos dar. «Wisst ihr, was das bewirkt? Es setzt mich noch mehr unter Druck. Könnt ihr euch vorstellen, gegen so einen Typen zu verlieren?»

In mehreren US-Bundesstaaten können Wähler ihre Stimme bereits jetzt abgeben – per Post oder persönlich. Der Bezirk Harris County in Texas, wo die frühe persönliche Stimmabgabe am Dienstag erstmals möglich war, verzeichnete einen Rekordandrang. Noch nie hätten mehr als 128’000 Menschen an einem einzigen Tag vor dem eigentlichen Wahltag ihre Stimme abgegeben, hiess es in einem Tweet der zuständigen Verwaltung. (awp/mc/pg)

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