Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa. (Foto: (Christian Schlueter / Lufthansa)
Frankfurt – Der Preiskampf im Passagier- und Frachtgeschäft hält die Lufthansa in Atem. Im ersten Quartal konnte die Gesellschaft ihren saisontypischen Verlust im laufenden Geschäft zwar deutlich eindämmen, wie sie am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Doch das lag vor allem an gesunkenen Treibstoffkosten. Die Einnahmen gingen zurück. Die Lufthansa-Führung um Vorstandschef Carsten Spohr kappt nun ihre Wachstumspläne und will das Flugangebot 2016 nicht so stark ausweiten wie angekündigt.
An ihrem Gewinnziel macht Finanzchefin Simone Menne aber keine Abstriche. So soll der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) in diesem Jahr den Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro wie geplant leicht übertreffen. Mögliche Streikfolgen sind hier aber herausgerechnet.
Die Lufthansa-Aktie reagierte mit deutlichen Kursverlusten auf die Nachrichten. Zum Handelsstart an der Frankfurter Börse verlor das Papier am Morgen fast vier Prozent an Wert.
Der Druck auf die Ticketpreise werde 2016 voraussichtlich nicht nachlassen, schätzt das Management. Eigentlich wollte der Vorstand das Flugangebot im Passagierverkehr der Konzernmarken Lufthansa, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines in diesem Jahr um 6,6 Prozent ausweiten. Jetzt ist nur noch ein Plus von 6 Prozent geplant. «Wir prüfen weitere Kapazitätssenkungen, je nachdem, wie sich das Preisumfeld entwickelt», sagte Menne.
Umsatz leicht rückläufig
Im ersten Quartal bekam die Lufthansa die Preisschlacht bereits zu spüren. Obwohl die Zahl der Fluggäste um 3,6 Prozent auf 22,3 Millionen stieg, sank der Umsatz konzernweit um 0,8 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Dennoch schrumpfte der bereinigte Ebit-Verlust um gut zwei Drittel auf 53 Millionen Euro. Das verdankte die Lufthansa merklichen Einsparungen im Betrieb und dem billigen Kerosin, für das sie 237 Millionen Euro weniger ausgeben musste als ein Jahr zuvor. Zudem hatten Pilotenstreiks und Abschreibungen auf die venezolanische Währung Bolivar den Konzern Anfang 2015 mit rund 100 Millionen Euro belastet.
Unter dem Strich stand diesmal ein Verlust von 8 Millionen Euro. Anfang 2015 hatte der Verkauf der Beteiligung an der US-Fluglinie Jetblue noch zu einem Quartalsgewinn von 425 Millionen Euro geführt. Bei den Ergebniszahlen schnitt der Konzern nun besser ab als von Analysten erwartet. Fluggesellschaften schreiben in den reiseschwachen Monaten Januar bis März meist rote Zahlen.
Besonders übel traf es diesmal aber die Frachttochter Lufthansa Cargo. Dort brach der Umsatz um 22 Prozent ein, beim bereinigten Ebit sackte sie mit 19 Millionen Euro in die Verlustzone. «Der Effekt bei der Fracht ist überhaupt nicht schön», sagte Menne und kündigte «strukturelle» Massnahmen an. Das Unternehmen hat bereits ein Sparprogramm eingeleitet, die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sollten nach bisherigen Aussagen jedoch erst im zweiten Halbjahr feststehen.
Auch die Wartungstochter Lufthansa Technik und die Bordverpfleger LSG Sky Chefs mussten zum Jahresstart Ergebniseinbussen hinnehmen. Im Passagiergeschäft lief es höchst unterschiedlich: Während die Kernmarke Lufthansa beim bereinigten Ebit von der Verlust- in die Gewinnzone flog, halbierte sich der Gewinn bei der Schweizer Tochter Swiss. Austrian Airlines konnte ihren Verlust nahezu halbieren, während die im Aufbau befindliche Billigmarke Eurowings tiefer in die Verlustzone sackte.
Weiterhin günstiges Kerosin erwartet
Für das laufende Jahr geht die Lufthansa weiter von deutlichen Entlastungen beim Kerosin aus. Mit 4,8 Milliarden Euro sollen die Treibstoffkosten weiterhin rund eine Milliarde Euro niedriger ausfallen als im Vorjahr. Der Verfall der Ticketpreise dürfte allerdings den Grossteil des Vorteils aufzehren. (awp/mc/ps