Mainz – Biontech-Chef Ugur Sahin ist zuversichtlich, dass Corona-Impfstoffe auch im Fall von Omikron und folgenden weiteren Virus-Varianten vor schweren Krankheitsverläufen schützen werden. Omikron sei nicht die erste Corona-Variante, die aufgetaucht sei, sagte Sahin am Dienstagabend in Mainz vor der Verleihung eines Preises an ihn und seine Frau.
Der Mainzer Impfstoffhersteller arbeitet neben den laufenden Labortests zur Untersuchung der neuen Corona-Variante auch an der Entwicklung eines angepassten Impfstoffs – vorbeugend für den Fall, dass dieser notwendig werden könnte. Erste Zwischenergebnisse dazu lägen noch nicht vor, sagte der Firmenchef.
Auffrischungsimpfungen so schnell wie möglich
Niemand solle wegen Omikron die Nerven verlieren, vielmehr gehe es jetzt darum, allen möglichst schnell Auffrischungsimpfungen zu verabreichen, sagte Sahin in einem Gespräch mit dem «Wall Street Journal». Omikron könne zu mehr Infektionen führen, aber der von Biontech und Pfizer auf den Markt gebrachte Impfstoff habe auch bei andere Varianten gut gegen schwere Erkrankungen geschützt.
Moderna-Chef pessimistischer
Deutlich skeptischere Aussagen von Moderna-Chef Stephane Bancel zur Wirksamkeit der bisherigen Impfstoffe gegen Omikron hatten am Dienstag die Börsen belastet. Bancel sagte in der «Financial Times», bestehende Impfstoffe dürften mit der Omikron-Variante ihre Probleme haben. Es werde wohl länger dauern, bis angepasste Vakzine in ausreichendem Umfang hergestellt werden könnten.
Sahin sagte dem «Wall Street Journal», der Körper bilde nach der Impfung Antikörper und T-Zellen, die der Immunabwehr dienten. Falls die Variante besser darin sei, die Antikörper zu überlisten, blieben immer noch die T-Zellen als Schutz vor schweren Krankheitsverläufen. Es sei kaum vorstellbar, dass eine Variante beide Schutzmechanismen aushebeln könnte.
US-Experten wie der Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci betonen seit Tagen, dass die bestehenden Impfungen in gewissem Mass auch angesichts der neuen Variante vor schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen schützen werden. Unklar sei bislang aber, wie viel geringer ihre Schutzwirkung ausfallen werde, sagte Fauci am Dienstag. Die dahingehenden Tests liefen derzeit.
Biontech-Mitgründerin Özlem Türeci erklärte im Mainz, Pandemien werde es in Zukunft immer wieder geben – wegen der weltweit gestiegenen Mobilität vielleicht sogar noch häufiger. «Das Beste, um sich darauf vorzubereiten, ist Übung», betonte sie. Die Welt habe im Umgang mit der Corona-Pandemie viel lernen können – auf wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene. Das Ehepaar wurde am Dienstagabend für die Entwicklung des Corona-Impfstoffs mit dem Preis der türkischen Aydin-Dogan-Stiftung ausgezeichnet. (awp/mc/pg)