Blackberry mit nächstem Problem: Auftragsfertiger will aussteigen

Thorsten Heins

Blackberry-CEO Thorsten Heins.

New York – Der notleidende Smartphone-Pionier Blackberry hat ein weiteres Problem: Einer seiner Auftragsfertiger will ihm den Rücken kehren. Es gebe eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass man die Beziehungen zu Blackberry auflösen werde, sagte der Chef des Geräteherstellers Jabil Circuit, Mark Mondello, in einer Telefonkonferenz des Unternehmens. Über Details werde derzeit verhandelt.

Blackberry leidet unter der Konkurrenz von Android-Handys und Apples iPhone. Vor allem in Nord- und Lateinamerika brach der Absatz im zweiten Geschäftsquartal ein. Dadurch fiel von Juni bis August nach endgültigen Zahlen ein Verlust von 965 Millionen Dollar an. «Wir sind sehr enttäuscht», räumte der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins am Freitag ein.

Weitere 4’500 Jobs gestrichen
Blackberry hat bereits mehrere Sparrunden hinter sich. Heins streicht aktuell weitere 4500 Stellen, womit noch 7000 Mitarbeiter übrig bleiben. Als letzter Ausweg aus der Misere soll das Unternehmen aus Waterloo nahe Toronto für 4,7 Milliarden Dollar an einen kanadischen Investor verkauft werden. Der könnte Blackberry dann abseits der Börse noch radikaler umbauen mit einem starken Fokus auf Firmenkunden.

Es ist nicht bekannt, wie hoch der Anteil von Jabil Circuit an der Blackberry-Produktion ist. Für die Produktionsfirma war Blackberry bisher der zweitgrösste Kunde mit einem Anteil von über zehn Prozent. Die Nummer eins ist Apple .

«Richtige Entscheidung für Jabil Circuit»
Blackberry sei in den vergangenen sechs bis sieben Jahren ein guter Partner gewesen, erklärte Jabil-Circuit-Chef Mondello. «Die Entscheidung, sich von einem Kunden zu trennen, fällt nie leicht und ist mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden», räumte er ein. Es werde Abschreibungen auf Ausrüstung und personelle Anpassungen geben. Aber man sei sicher, dass es die richtige Entscheidung für Jabil Circuit sei.

Jabil Circuit ist nicht der erste Partner, der Konsequenzen aus der Misere zieht. So nimmt T-Mobile USA die Blackberry-Geräte aus den Regalen in seinen Läden. Online werden sie weiter angeboten.

Amerika-Umsatz eingebrochen
Denn ausgerechnet auf dem Heimatkontinent sieht es für Blackberry besonders trübe aus. Wie aus den am Freitag vorgelegten ausführlichen Geschäftszahlen für Juni bis August hervorgeht, brach der Umsatz in Lateinamerika um 62 Prozent ein. In Nordamerika verlor das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 52 Prozent seines Geschäfts.

In Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien fielen die Einbussen nicht ganz so dramatisch aus. So besitzt Blackberry etwa in Grossbritannien noch eine Fangemeinde und in vielen Schwellenländern sind die Smartphones mit ihrer typischen Tastatur als günstige Einstiegsgeräte beliebt.

Ladenhüter Z10
Dadurch erklärt sich auch, dass im zweiten Geschäftsquartal weiterhin mehr Modelle mit dem alten Betriebssystem Blackberry 7 als mit dem neuen System Blackberry 10 ausgeliefert wurden, das eigentlich die Wende bringen sollte. Vor allem das erste Gerät der neuen Serie, das vergleichsweise teure Z10 mit reinem Touchscreen, liegt wie Blei in den Läden. Blackberry schrieb auf die Smartphones 934 Millionen Dollar ab.

Blackberry war von den Android-Smartphones und Apples iPhone an die Wand gedrängt worden. Im Quartal fiel ein Verlust von unterm Strich 965 Millionen Dollar an, wovor das Unternehmen schon vor einer Woche gewarnt hatte. Der Umsatz halbierte sich beinahe auf 1,6 Milliarden Dollar. (awp/mc/ps)

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