BMW-Chef Norbert Reithofer.
München – Der Autobauer BMW hat den Konkurrenten VW im Kampf um den Kohlenstoffspezialisten SGL in die Schranken verwiesen. BMW habe sich gut 15 Prozent der Anteile an SGL gesichert, teilte der Autobauer am Freitag in München mit. Damit bieten die Münchner dem Konkurrenten Volkswagen direkt die Stirn. VW war Anfang des Jahres überraschend bei SGL eingestiegen und hält derzeit 9,9 Prozent der Anteile. BMW-Grossaktionärin Susanne Klatten hatte daraufhin ihren Anteil an SGL auf zuletzt rund 29 Prozent aufgestockt. Sie plant aber weiterhin keine SGL-Übernahme. SGL-Aktien setzten sich mit einem Kurssprung an die MDax-Spitze.
Klatten hält ihre Anteile über die Investmentgesellschaft Skion. Damit verfügt die Quandt-Tochter über eine Sperrminorität bei dem Kohlenstoffspezialisten, die ihr Einfluss bei künftigen Weichenstellungen sichert. Die Investmentgesellschaft plane keine Aufstockung der Anteile und auch keine Übernahme des Carbon-Herstellers, sagte ein Skion-Sprecher. Er versuchte den Eindruck zu zerstreuen, dass der Einstieg von BMW abgestimmt gewesen sei. Laut Skion gibt es keine Poolverträge. Das seien zwei getrennte Veranstaltungen, hiess es. Die Entscheidung zum Einstieg sei vom BMW-Vorstand in alleiniger Entscheidung gefällt worden.
Keine fiannziellen Details
BMW verstärke mit dem Einstieg den Einsatz von carbonfaserverstärkten Kunststoffen im Autobau und somit die Ausrichtung auf den Leichtbau, hiess es. Finanzielle Details wurden nicht genannt. SGL begrüsst laut einem Sprecher den Einstieg von BMW. Damit werde die Wertschätzung der erfolgreichen Zusammenarbeit dokumentiert. SGL-Grossaktionär Voith sieht den Einstieg ebenfalls positiv: «Die Entwicklungen zeigen, dass wir uns mit unserer positiven Einschätzung des Unternehmens in sehr guter Gesellschaft befinden», sagte ein Voith-Sprecher. Voith ist bereits seit 2007 an SGL beteiligt und hält derzeit gut neun Prozent der Anteile. Durch das grosse Interesse der Automobilindustrie sehen sich Voith bestätigt, dass SGL ein sehr attraktives Finanzinvestment sei.
Schlüsseltechnologie Leichtbau
VW war Anfang 2011 überraschend ebenfalls bei SGL eingestiegen. Im Gegensatz zu BMW unterhält VW aber kein Gemeinschaftsunternehmen mit den Wiesbadenern und hält die Beteiligung von knapp zehn Prozent für ein reines Finanzinvestment. Kommentare zum BMW-Einstieg und zu Spekulationen über eine mögliche Ausweitung des Anteils wollte ein VW-Sprecher nicht abgeben. BMW und SGL arbeiten seit gut zwei Jahren zusammen. «Das Thema Leichtbau spielt in der Automobilindustrie zukünftig eine immer grössere Rolle. Die Beteiligung an der SGL Group ist ein konsequenter Schritt, um die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit zu untermauern», sagte BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner mit Blick auf den Einstieg bei SGL. Auch eine weitere Aufstockung wurde nicht ausgeschlossen. BMW fühle sich aber mit der momentanen Beteiligung wohl, sagte ein Sprecher.
SGL-Aktie an MDAX-Spitze
SGL macht derzeit zwar weniger als fünf Prozent der Umsätze mit der Autoindustrie. Doch mit dem Start neuer Modelle – bei denen die Leichtbauweise verstärkt eingesetzt wird – dürfte sich der Anteil in den kommenden Jahren laut einem SGL-Sprecher deutlich erhöhen. Am Finanzmarkt sorgte die Nachricht über den BMW-Einstieg für kräftige Kursgewinne bei SGL. Die Aktien schossen in einem schwächeren Gesamtmarkt an die MDax -Spitze und legten um 5,43 Prozent auf 45,495 Euro zu. BMW-Papiere sanken hingegen um 0,62 Prozent auf 54,15 Euro, während VW 0,68 Prozent einbüssten. (awp/mc/ps)