Boeing räumt Fehler in Flugsimulationssoftware für 737 MAX ein
New York – Der US-Flugzeugbauer Boeing hat erstmals Fehler bei der Flugsimulationssoftware für seine Maschinen vom Typ 737 MAX eingeräumt. Boeing habe Korrekturen am Programm vorgenommen und die Nutzer darüber informiert, teilte das Unternehmen der Nachrichtenagentur AFP mit.
Boeing kämpft derzeit um eine erneute Zulassung der Maschinen. Mit den Änderungen an der Software solle sichergestellt werden, dass die Flugsimulation «repräsentativ für verschiedene Flugbedingungen» sei, hiess es in einer E-Mail an AFP. Mit der Mitteilung räumte Boeing erstmals ein, dass es einen Konzeptionsfehler in einer Software zu den Maschinen vom Typ 737 Max gab.
Mit der Software sollen Piloten für die neuen Boeing-Modelle ausgebildet werden, von denen in den vergangenen Monaten zwei Maschinen abgestürzt waren. Die inzwischen vorgenommene Änderung betrifft dem Unternehmen zufolge die Bedienung eines nur selten verwendeten manuell bedienbaren Steuerrads, mit dem der Flugwinkel der Maschine verändert werden kann.
Boeing teilte nicht mit, wann das Problem mit der Simulationssoftware aufgefallen war und ob die zuständige Regulierungsbehörde darüber informiert worden ist. Das Unternehmen versicherte allerdings, dass es bei den Veränderungen an der Software eng mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeite, um sicherzustellen, dass das Pilotentraining ungehindert fortgesetzt werden könne.
Nicht für kritische Situationen
Boeing zufolge war die Flugsimulationssoftware nicht in der Lage, bestimmte Flugbedingungen zu simulieren, die denjenigen ähneln, die bei dem Absturz einer 737-MAX-Maschine von Ethiopian Airlines im März in Äthiopien oder einer Lion-Air-Maschine des selben Typs im Oktober in Indonesien herrschten. Bei den beiden Unglücken waren insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen.
Nach den beiden Abstürzen wurde ein weltweites Flugverbot für 737-MAX-Maschinen verhängt. In beiden Fällen steht das speziell für die Boeing 737 MAX entwickelte Stabilisierungssystem MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) im Verdacht, eine verheerende Rolle gespielt zu haben. Es drückt bei einem drohenden Strömungsabriss die Nase des Flugzeugs automatisch nach unten, auch wenn die Piloten gegensteuern.
Am Donnerstag hatte Boeing mitgeteilt, dass das Unternehmen ein Software-Update für Maschinen des Typs 737 MAX abgeschlossen habe. Insgesamt seien 207 Flüge mit einer Gesamtdauer von 360 Stunden mit dem aktualisierten Stabilisierungssystem MCAS geflogen worden. Bevor die 737 MAX den Flugbetrieb wieder aufnehmen kann, muss die US-Luftfahrtbehörde FAA einer Wiederzulassung zustimmen. US-Fluggesellschaften rechnen damit, dass die Maschinen ab August wieder abheben dürfen.
Flugaufsichten uneins
Die Fluggesellschaft Southwest Airlines, mit 34 737-MAX-Maschinen in ihrer Flotte ein grosser Abnehmer des Flugzeugtyps, teilte AFP mit, sie rechne für Ende des Jahres mit der neuen Software. American Airlines erklärte, sie habe einen 737-MAX-Flugsimulator bestellt, der voraussichtlich im Dezember geliefert werde. Wegen der andauernden Ermittlungen zu den beiden Flugzeugabstürzen suche die Fluggesellschaft in Abstimmung mit der FAA aber nach zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten.
Laut FAA-Daten gibt es in den USA nur einen einzigen Flugsimulator, der speziell auf Flüge mit der 737 MAX vorbereitet, und dieser ist im Besitz von Boeing. Aus Branchenkreisen hiess es, ansonsten habe nur Air Canada einen solchen Simulator. US-Fluggesellschaften bilden ihre Piloten an Simulatoren für die 737 NG, einem Vorgängermodell der 737 MAX, für den neuen Maschinentyp aus. Die 737 NG verfügt allerdings nicht über das MCAS-System.
Die FAA hält ein Training an Flugsimulatoren nicht für unbedingt notwendig. Die Piloten sowie die kanadische Luftfahrtbehörde sehen das hingegen anders. Die FAA wird am Donnerstag bei einem internationalen Treffen im texanischen Fort Worth versuchen, die Aufsichtsbehörden aus anderen Ländern von der Verlässlichkeit des Zulassungsverfahrens bei der überarbeiteten 737 MAX zu überzeugen. (awp/mc/ps)