Boeing rechnet mit weiter wachsender Flugzeugnachfrage
Boeing mit der 747-8 und Airbus mit dem A380 dürften sich den Markt der allergrössten Flugzeuge im Verhältnis 50:50 teilen. (Foto: Boeing)
London – Der Flugzeugbauer Boeing rechnet in den kommenden zwei Jahrzehnten weiter mit einer wachsenden Nachfrage nach Verkehrsflugzeugen. In den Jahren 2012 bis 2031 dürften rund 34’000 neue Maschinen an die Kunden ausgeliefert werden, teilte der Airbus-Konkurrent aus den USA wenige Tage vor Beginn der Luftfahrtmesse in Farnborough bei London mit. Weniger als die Hälfte der neuen Flieger würde dabei alte Maschinen ersetzen. Damit wären im Jahr 2031 mit 39’780 Maschinen doppelt so viele Flugzeuge in der Luft wie heute.
Boeing zufolge kommen die neuen Flugzeuge auf einen Gesamtwert von 4,5 Billionen Dollar. Vor einem Jahr war der US-Konzern für die nächsten 20 Jahre von einer Nachfrage nach 33.500 Maschinen im Wert von vier Billionen Dollar ausgegangen. Den Grossteil der Bestellungen erwartet Boeing mit gut 12.000 Maschinen aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Europa und Nordamerika dürften mit rund 7.800 und 7.300 Fliegern weit dahinter zurückbleiben.
Langstreckenflieger sollen mehr als die Hälfe der Erlöse bringen
Die Nachfrage nach Mittelstreckenjets wie der Boeing 737 und dem Airbus A320 sieht Boeing ebenso im Aufwind wie die Aufträge für Langstreckenflieger. Die Langstreckenmaschinen mit ihrem grösseren Rumpfdurchmesser sollen mit fast 2,5 Billionen Dollar mehr als die Hälfte der Erlöse einbringen. Die günstigeren Mittelstreckenflieger kämen auf gut zwei Billionen Dollar Umsatz, stellten aber 68 Prozent der neuen Maschinen. Airbus und Boeing trimmen ihre langjährigen Verkaufsschlager derzeit mit neuen Triebwerken auf Spritsparen: Die neuen Versionen A320neo und 737-MAX sollen ab dem Jahr 2015 und 2017 ausgeliefert werden.
A380 und 747-8 dürften sich den Markt aufteilen
Eingeschränkte Perspektiven sieht Boeing für die allergrössten und teuersten Flugzeugmodelle, den doppelstöckigen Airbus A380 und die Boeing 747-8: Neun von zehn Bestellungen für diese Maschinen dürften aus den Regionen Asien-Pazifik, Europa und dem Nahen Osten kommen. «Wir rechnen damit, das die A380 und die 747-8 sich den Markt etwa im Verhältnis 50 zu 50 aufteilen», sagte Boeing-Marketingchef Randy Tinseth in einer Telefonkonferenz. Frachtmaschinen dürften sich allerdings schlechter verkaufen als zuletzt erwartet – dennoch soll sich auch die Frachterflotte binnen zwei Jahrzehnten auf 3.200 Maschinen fast verdoppeln, schätzt der US-Hersteller.
Preisoffensive von Airbus
Von der jüngsten US-Offensive des europäischen Rivalen Airbus wollte sich Boeing Marketingchef Tinseth nicht verunsichern lassen. «Für die Kunden ist vor allem das Produkt wichtig, seine Qualität und der Preis», sagte er mit Blick auf das geplante US-Werk der EADS-Tochter, das 2015 seinen Betrieb aufnehmen soll. «Es kommt nicht auf die Adresse an, die auf Deiner Visitenkarte steht.» Wichtig seien auch der gebotene Service und der Kontakt zum Kunden.
Airbus hatte am Montag angekündigt, eine Endmontagelinie für den Kassenschlager A320 im US-Bundesstaat Alabama aufzubauen. In der Stadt Mobile entsteht damit die erste Airbus-Produktionsstätte im Heimatland von Boeing. Damit zielt der europäische Flugzeugbauer auf die US-Fluggesellschaften, die vorwiegend Boeing-Maschinen in ihren Flotten haben. Ausserdem will Airbus sich von Währungsschwankungen unabhängiger machen, da Flugzeuge in der Regel in US-Dollar verkauft werden.
Neue Flugzeugbestellungen winken den Flugzeugherstellern voraussichtlich in der kommenden Woche. Ab Montag (9. Juli) findet in Farnborough bei London eine der grössten Flugzeugmessen der Welt statt. (awp/mc/pg)