Chicago – Der US-Flugzeugbauer Boeing hat das Jahr 2016 nach den teuren Abschreibungen aus dem Sommer versöhnlich beendet. Dank guter Geschäfte im vierten Quartal und einer Steuergutschrift blieben unter dem Strich im Gesamtjahr 4,9 Milliarden US-Dollar Gewinn übrig – nur fünf Prozent weniger als im Vorjahr und mehr als von Analysten zuletzt erwartet. Für 2017 fasste Boeing-Chef Dennis Muilenburg bei der Bilanzvorlage am Mittwoch wieder mehr Gewinn ins Auge. Dazu sollen auch mehr ausgelieferte Verkehrsjets beitragen. Zum Handelsstart in New York legte der Kurs der Boeing-Aktie um fast 3 Prozent zu.
Insgesamt will der weltgrösste Flugzeughersteller im laufenden Jahr 760 bis 765 Verkehrsjets ausliefern. Anfang 2016 hatte das Management die Anleger mit verhaltenen Produktionsplänen geschockt. Letztlich lieferte Boeing mit 748 Maschinen 14 Exemplare weniger aus als im Rekordjahr 2015. Dazu trug auch die schwache Nachfrage nach dem Jumbo-Jet 747-8 bei, die Boeing zu einer Produktionskürzung und hohen Abschreibungen in beiden Jahren zwang.
Für 2017 optimistisch
Insgesamt zogen unerwartete Belastungen bei gleich drei Flugzeugtypen Boeings Ergebnis 2016 um 2,1 Milliarden Dollar nach unten. Neben dem Jumbo kamen Verzögerungen bei der Entwicklung eines neuen Tankflugzeugs für das US-Militär und unverkäufliche Test-Exemplare des Langstreckenjets 787 «Dreamliner» den Konzern teuer zu stehen.
Für 2017 zeigte sich die Boeing-Führung nach dem Ärger optimistisch. Nach dem Problem-Jahr 2016 soll der Gewinn je Aktie mindestens um gut ein Drittel auf 10,25 bis 10,45 Dollar wachsen. Für den Umsatz hat das Management allerdings einen Rückgang auf 90,5 bis 92,5 Milliarden Dollar im Auge. Schon im vergangenen Jahr waren die Erlöse um zwei Prozent auf 94,6 Milliarden Dollar gesunken. Die Rückgänge trafen sowohl die Verkehrsflugzeug-Bereich als auch die Rüstungs- und Raumfahrtsparte.
Umstellung auf spritsparendes Modell
Derzeit bereitet Boeing bei seinen Mittelstreckenjets die Umstellung auf die spritsparende Neuauflage 737-MAX vor. Der Flieger soll dem Konkurrenzmodell Airbus A320neo Paroli bieten, das schon vor rund einem Jahr erstmals ausgeliefert wurde. Während sich beide Hersteller vor Bestellungen für die kleineren Mittelstreckenjets kaum retten können, verkaufen sich auch die jungen Modelle Boeing 787 und Airbus A350 bestens.
Die Zukunft der weltgrössten Jets Airbus A380 und Boeing 747-8 steht hingegen in den Sternen. Mangels Neuaufträgen hat Boeing die Jumbo-Produktion auf nur noch 6 Exemplare pro Jahr zurückgefahren, Airbus kürzt die A380-Produktion auf 12 Maschinen pro Jahr. Boeing konnte im vergangenen Jahr allerdings Kunden für die Fracht-Version des Jumbos gewinnen. Airbus hofft darauf, dass das Wachstum des weltweiten Flugverkehrs in einigen Jahren auch die Nachfrage nach der A380 wieder anspringen lässt. (awp/mc/upd/ps)