Washington / Seattle – Nach dem Beinahe-Unglück einer Boeing 737-9 Max zieht der Flugzeughersteller einen Antrag auf eine Sicherheitsausnahme für die kürzeste Version des Jets zurück. Dabei geht es um das System zur Enteisung der Triebwerke, das nach wenigen Minuten zu überhitzen droht. Der Konzern will nun während des Zulassungsprozesses für die Kurzversion 737-7 Max eine Lösung dafür entwickeln, wie er in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Zuvor hatte sich die Vorsitzende der Luftfahrt-Untersuchungskommission des US-Senats, Tammy Duckworth, gegen Boeings Antrag ausgesprochen.
Das bisherige Enteisungssystem der 737-Max-Jets darf nicht länger als fünf Minuten laufen, da sonst Bauteile durch die Hitze Schaden nehmen können. Boeing hat das System schon in die bereits zugelassenen Max-Versionen eingebaut und arbeitet noch an einer besseren Lösung. Für die Kurzversion wollte der Hersteller eigentlich eine Ausnahmeregelung erreichen. Nun dürfte die 737-7 Max noch später den Weg zu den Fluggesellschaften finden. Auch die Langversion 737-10 Max harrt noch ihrer Zulassung.
FAA nimmt Boeings Produktionsprozesse unter die Lupe
Seit dem Zwischenfall Anfang des Jahres steht Boeing noch stärker im Fokus der Aufsichtsbehörden als zuvor. Am 5. Januar war an einer 737-9 Max von Alaska Airlines ein Rumpfteil herausgesprungen. Die Passagiere kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Inzwischen ermittelt die US-Luftfahrtbehörde FAA gegen Boeing und nimmt die Produktionsprozesse des Herstellers unter die Lupe. Zudem hat sie Boeing untersagt, die Max-Produktion wie geplant auszuweiten.
Die Max-Jets haben eine unrühmliche Vergangenheit. Nach dem Absturz zweier 737-Max-Maschinen durfte der Flugzeugtyp ab März 2019 mehr als 20 Monate lang nicht starten. Erst nach aufwendigen technischen Verbesserungen erteilten Behörden in aller Welt nach und nach wieder die Freigabe.
Das Desaster hat Boeing viele Milliarden Dollar gekostet. Zudem ist der Hersteller im absatzstärksten Markt der Mittelstreckenjets weit hinter seinen europäischen Rivalen Airbus zurückgefallen. Dessen Erfolg mit den Flugzeugen aus der Modellfamilie A320neo hatte Boeing im Jahr 2011 erst dazu gebracht, eine Neuauflage seiner 737-Reihe zu entwickeln. (awp/mc/ps)