BP-CEO Bob Dudley.
London – Der geplante Milliardendeal zwischen dem Energieriesen BP und dem Moskauer Rosneft-Konzern um Ölförderung im Nordpolarmeer ist gescheitert. Es sei nicht gelungen, den Widerstand des russischen Oligarchenkonsortiums AAR gegen die Zusammenarbeit zu brechen, teilte der britische BP-Konzern am Dienstag mit.
Rosneft will nach Angaben der Agentur Interfax nun nach neuen Partnern Ausschau halten. Das Scheitern gilt als herber Rückschlag für den von der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gebeutelten BP-Konzern bei der Suche nach neuen Einnahmequellen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr Milliardenverluste verbucht. Die Frist für den Aktientausch zwischen BP und Rosneft im Wert von je acht Milliarden Dollar war in der Nacht zum Dienstag ausgelaufen und wird nicht erneut verlängert. BP kündigte an, Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit mit Rosneft auszuloten. BP-Aktien legten bis zum frühen Nachmittag trotzdem rund ein Prozent zu. Einige Experten äusserten sich erleichtert, dass die Briten auf diese Weise nun an einer möglichen milliardenschweren Zahlung an AAR vorbeikämen.
Rosneft kann nicht mit den Oligarchen
Rosneft warf den im Konsortium AAR zusammengeschlossenen Milliardären «inakzeptable Bedingungen» vor. AAR, das zur Hälfte an dem russisch-britischen Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP beteiligt ist, hatte sich von dem geplanten Deal übergangen gefühlt. BP dürfe nicht ohne Zustimmung von TNK-BP in Russland aktiv werden, argumentierten die Milliardäre Viktor Wekselberg, Michail Fridman, German Khan und Leonard Blavatnik. Seitdem scheiterten mehrere Schlichtungsversuche, unter anderem vor einem Schiedsgericht in Stockholm. Ein Kaufangebot von BP über angeblich 32 Milliarden Dollar für den AAR-Anteil lehnten die Oligarchen ab. Das wäre ein satter Aufschlag zum derzeitigen Aktienkurs gewesen. An der Börse ist TNK-BP derzeit 44 Milliarden Dollar wert.
Schwenkt Rosneft nun auf Shell um?
Rosneft und BP hatten das nun gescheiterte Geschäft im Januar mit ausdrücklicher Billigung des russischen Regierungschefs Wladimir Putin angekündigt. Im Gegenzug für 5 Prozent der BP-Anteile sollte der britische Ölriese 9,5 Prozent der Rosneft-Aktien erhalten. Putins Sprecher Dmitri Peskow beteuerte, dass die geplatzte Zusammenarbeit keinen Schaden für das Investitionsklima in Russland bedeute. Analysten gehen nun davon aus, dass Rosneft sich nach einem anderen Partner für die Förderung von Öl im Nordpolarmeer umschaut. Als möglicher Kandidat wird dabei Shell genannt.
BP will an Russland-Engagement festhalten
BP-Chef Bob Dudley betonte, dass sein Konzern trotz der Verstimmungen an seinem Russland-Engagement festhalte. TNK-BP sei seit der Gründung 2003 für alle Seiten eine «ausgezeichnetes Investment» gewesen. Dudley kündigte an, nun über die Unstimmigkeiten der vergangenen Woche hinweg sehen zu wollen und sich voll auf das gemeinsam mit AAR aufgebaute Geschäft zu konzentrieren. Darin sei sich BP mit den Oligarchen einig. TNK-BK steht für rund ein Viertel der gesamten BP-Förderung und für etwa ein Fünftel der Reserven des Konzerns.
Nächste Phase für TNK-BP angekündigt
AAR-Sprecher Michail Fridman kündigte bereits die nächste Phase für TNK-BP an: Wachstum auch auf internationaler Ebene. Einer möglichen Kooperation des Gemeinschaftsunternehmens mit Rosneft werde sich AAR nicht verschliessen. Das galt nur für den Alleingang von BP. (awp/mc/upd/ps)