London – Trotz guter Geschäfte hat der britische Ölkonzern BP einen Milliardenverlust eingefahren. Grund dafür war die abgeschriebene Beteiligung am russischen Rosneft-Konzern. Operativ lief es im ersten Quartal dagegen sehr gut für BP, vor allem wegen «aussergewöhnlicher» Erträge im Geschäft mit Öl und Gas. Bereinigt um Sondereffekte verdiente BP im ersten Quartal 6,25 Milliarden US-Dollar (5,95 Mrd Euro), wie der Konzern am Dienstag in London mitteilte. Damit liegt der Wert mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr und deutlich über den Erwartungen der Analysten. Zudem will der Konzern sein Aktienrückkauf-Programm aufstocken. Die BP-Papiere legten deutlich zu.
Das starke operative Ergebnis reihte sich damit in das Zahlenwerk der Konkurrenten wie ExxonMobil , Totalenergies und Chevron ein. Sie alle verdienten prächtig an den Gas- und Ölpreisen, die infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine durch die Decke gingen.
Unter dem Strich schrieb der Konzern einen Verlust von 20,4 Milliarden Dollar, nach einem Gewinn von 4,7 Milliarden Dollar im Vorjahr. Denn wie der Konzern im Februar bekannt gab, will er sich aus Russland zurückziehen. Dazu gehört auch eine Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft, an dem BP knapp ein Fünftel hielt. Die Abschreibung belastete das Ergebnis im ersten Quartal mit 25,5 Milliarden Dollar. Insgesamt belief sich die Sonderbelastungen im ersten Quartal auf rund 29 Milliarden Dollar.
«Positive Überraschung»
Der kräftige Anstieg beim Gewinn vor Sondereffekten sei eine positive Überraschung, kommentierte Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown. Sie verwies dabei auch auf den Ölpreis, der seit Jahresbeginn um 40 Prozent zugelegt habe. «Die Aussicht auf einen Importstopp der Europäischen Union für russisches Öl Ende des Jahres dürfte den Preis hochhalten», schrieb Streeter. Das werde BP helfen, den teuren Ausstieg aus Rosneft wett zu machen.
Dank der gut sprudelnden Einnahmen konnte BP die Schulden weiter reduzieren und will weitere Milliarden in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Bis zur Vorlage der kommenden Quartalszahlen will der Konzern Aktien im Wert von 2,5 Milliarden Dollar zurückkaufen. Im ersten Quartal beliefen sich die Rückkäufe auf 1,6 Milliarden Euro. Die Dividende für das erste Quartal soll wie bereits im Quartal zuvor bei 5,46 US-Cent liegen.
Im zweiten Quartal gehe der Konzern weiter von hohen Margen in seinen Raffinerien aus. Grund dafür seien anhaltende Versorgungsengpässe unter anderem in Europa. Wie sich die Gaspreise kurzfristig entwickelten, hänge von den Liefermengen von Russland nach Europa ab. (awp/mc/ps)