BP-CEO Bob Dudley.
London – Der britische Ölriese BP will seine milliardenschweren Anteile am russischen Joint-Venture TNK BP verkaufen. Das kündigte BP am Freitag in London an. BP hält derzeit 50 Prozent der Anteile an dem Unternehmen, das in Russland und der Ukraine Erdöl fördert und Beteiligungen in Brasilien, Venezuela und Vietnam hält. Die BP-Aktien zogen an der Londoner Börse nach der Ankündigung deutlich an.
Die andere Hälfte an dem Joint-Venture hält das Investorenkonsortium Alfa Access Renova (AAR), das von den Milliardären Michail Fridman, Viktor Wekselberg und German Khan sowie Leonard Blawatnik kontrolliert wird.
Wiederholt Auseinandersetzungen
AAR bestätigte am Freitag gegenüber dem russischen TV-Sender Russia Today, dass es selbst als Interessent für den Kauf der Anteile auftritt. «Die 50:50-Beteiligung ist längst überholt, es ist an der Zeit, die Aktionärsstruktur zu revidieren», sagte AAR-Vorstandschef Stan Polovets dem englischsprachigen Sender. Der Marktwert des BP-Anteils wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt.
Wiederholt hatte es Auseinandersetzungen unter den Aktionären gegeben. Zuletzt hatte Fridman als Chef von TNK-BP seinen Rücktritt eingereicht. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sein Aufsichtsratsmandat 2011 nach zwei Jahren aufgegeben.
Russische Partner
Die russischen Partner hatten BP auch einen Strich durch die Rechnung gemacht, als BP zusammen mit dem russischen Staatskonzern Rosneft im russischen Nordpolarmeer nach Öl bohren wollte. Nach Angaben von BP hätten sich Interessenten gemeldet, die Interesse an dem Kauf hatten. Eine Garantie für die Abwicklung des Geschäfts gebe es jedoch nicht. Britische Medien hatten auch den Staatskonzern Rosneft ins Spiel gebracht. Fridman hatte diese Alternative allerdings in einem Interview mit der russischen Zeitung «Kommersant» bereits ausgeschlossen.
Unklar ist, welche strategische Absicht BP mit dem Ausstieg aus dem gewinnträchtigen russischen Markt verfolgt. Nach dem Desaster mit der Explosion der Ölplattform «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko und den Problemen mit dem arabischen Frühling hatte das Engagement in Russland eigentlich als zukunftsfähig gegolten. (awp/mc/upd/ps)