Rio de Janiero – Der brasilianische Konzern J&F hat mit der Justiz die Zahlung einer Rekordgeldbusse vereinbart, um eine Strafmilderung in einem Korruptionsverfahren zu erreichen. Der weltweit grösste Fleischproduzent soll 10,3 Milliarden Reais (2,8 Milliarden Euro) im Laufe der kommenden 25 Jahren abzahlen, wie die Staatsanwaltschaft von Brasília am Mittwoch bekanntgab.
Einer der Konzerneigentümer, Joesley Batista, beschuldigt Staatschef Michel Temer, die Zahlung von Schweigegeld an den wegen Korruption verhafteten Ex-Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Eduardo Cunha, verlangt zu haben. Batista hatte heimlich ein Gespräch mit Temer aufgezeichnet, bei dem der Präsident ihn angeblich aufforderte, Cunha mit Zahlungen davon abzuhalten, vor der Justiz über die Verwicklungen anderer Politiker in den Korruptionsskandal «Lava Jato» auszupacken. Batista übergab den Mitschnitt der Staatsanwaltschaft.
Cunha ist wie Temer Mitglied der konservativen Partei der demokratischen Bewegung (PMDB) und spielte eine Schlüsselrolle bei der Amtsenthebung von Dilma Rousseff vor knapp einem Jahr. Ihr Sturz brachte den damaligen Vizepräsidenten Temer an die Macht. Wenige Monate später wurde Cunha verhaftet, weil er mutmasslich Schmiergelder in der Schweiz deponiert hatte.
Der Oberste Gerichtshof genehmigte am Dienstag die schriftliche Vernehmung Temers wegen der Affäre. Der Präsident bestätigte, dass er sich mit Batista getroffen habe, stritt jedoch ab, über Bestechungsgeld gesprochen zu haben. Die Aufzeichnung sei manipuliert worden. (awp/mc/ps)