London – Das Brexit-Votum wirft bereits erste Schatten auf die britische Wirtschaft voraus. Neben einer düsteren Stimmung im Bausektor sieht es auch bei den Dienstleistern schlecht aus. Der Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor für Juni sei von 53,5 Punkten im Vormonat auf 52,3 Punkte gefallen, teilte das private Institut Markit am Dienstag in London mit. Dabei sei die Umfrage noch grösstenteils vor der Bekanntgabe des Ergebnisses des Brexit-Referendums am 24. Juni durchgeführt worden. Markit-Chefökonom Chris Williamson warnte vor einer möglichen Schrumpfung der Wirtschaft in den kommenden Monaten.
Volkswirte hatten mit einem weniger deutlichen Rückgang des Indikators auf 52,8 Punkte gerechnet. Nun liegt der Zähler wieder auf dem vergleichsweise niedrigen Niveau vom April. Der Wert über 50 Punkten signalisiert aber weiterhin Wirtschaftswachstum.
Das Votum für den Brexit schlägt sich in den Zahlen laut Markit bislang nur in geringem Umfang nieder. Die Befragung sei zwischen dem 13. und 28. Juni durchgeführt worden. 89 Prozent der Rückmeldungen seien vor der Bekanntgabe der Ergebnisse eingegangen.
Schlechte Signale von britischer Bauwirtschaft
Am Montag hatte es bereits von der britischen Bauwirtschaft schlechte Signale gegeben. Der entsprechende Markit-Indikator deutete überraschend auf eine Schrumpfung hin. Der Zähler für Juni ist von 51,2 auf 46,0 Punkte gefallen. Experten hatten erwartet, dass er im Wachstumsbereich bleiben würde. Über 80 Prozent der Antworten sind laut Markit vor Bekanntgabe des Votums für den Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union eingegangen. Markit-Ökonom Tim Moore fürchtet, dass der Bausektor künftig noch weiter belastet werden könnte.
Zwar hat sich die Stimmung in der britischen Industrie im Juni überraschend aufgehellt. Hier waren laut Markit aber fast alle Antworten vor dem Brexit-Votum eingegangen. Die inzwischen vorliegenden Zahlen zum Monat Juni und den zwei Monaten davor wiesen alles in allem darauf hin, dass das Brexit-Referendum die Wirtschaft behindert habe. Es sei von einer Verlangsamung des Wachstums auszugehen und es bestehe das Risiko, dass die Wirtschaft im laufenden Quartal schrumpfen könnte.
«Eine weitere Verlangsamung und eine mögliche Schrumpfung in den kommenden Monaten ist infolge der Unsicherheit durch das EU-Referendum sehr wahrscheinlich», sagte Markit-Chefökonom Williamson. Neueinstellungen seien gedämpft worden, weil es den Unternehmen an Klarheit zu den wirtschaftlichen Aussichten fehle. (awp/mc/ps)