Britische Verbände beklagen dramatische Situation in Notaufnahmen

Britische Verbände beklagen dramatische Situation in Notaufnahmen
Einlieferung eines Patienten in die Notaufnahme eines Londoner Spitals.

London – In Grossbritannien sterben nach Schätzungen von Verbänden 300 bis 500 Menschen pro Woche, weil sie bei Notfällen nicht rechtzeitig oder nicht angemessen versorgt werden. Der Vizepräsident des Royal College of Emergency Medicine, Ian Higginson, bekräftige die am Wochenende bekannt gewordenen Zahlen am Montag im BBC-Fernsehen.

Er wies die Vermutung zurück, dass es sich um vorübergehende Schwierigkeiten handle: «Wenn man vor Ort ist, weiss man, dass es sich um ein langfristiges Problem handelt, nicht nur um ein kurzfristiges».

Demnach dauerte es in der vergangenen Woche bei einem von fünf Patienten, die in England von einem Krankenwagen abgeholt wurden, länger als eine Stunde, bis sie in die Notaufnahme gebracht wurden. Zehntausende Patienten mussten mehr als zwölf Stunden warten, bis sie in der Notaufnahme versorgt wurden.

Die British Medical Association, ein Verband der Pflegekräfte, schloss sich den alarmierenden Erklärungen am Montag an. «Es stimmt nicht, dass das Land nicht die Mittel hat, um diesen Schlamassel zu beheben», erklärte ihr Vorsitzender Phil Banfield. «Es ist eine politische Entscheidung und Patienten sterben unnötigerweise aufgrund dieser Entscheidung.» Banfield bezeichnete die derzeitige Lage als «unhaltbar» und forderte ein «sofortiges» Handeln der Regierung.

Sparmassnahmen im Gesundheitswesen
Die britische Regierung macht die Folgen der Corona-Pandemie und die Grippewelle für die aktuelle Situation verantwortlich und versichert, mehr für Spitäler tun zu wollen. In seinen Neujahrsgrüssen nannte Premierminister Rishi Sunak das staatliche Gesundheitssystem NHS eine seiner Prioritäten.

Der kostenlose NHS leidet seit mehr als zehn Jahren unter harten Sparmassnahmen. Zuletzt gab es mehrere Streiks von Beschäftigten im Gesundheitswesen, unter anderem des Pflegepersonals und der Rettungsdienste. Sie wollten den Druck auf die Regierung erhöhen, um die Löhne zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die konservative Regierung lehnt Lohnerhöhungen trotz der Rekordinflation von mehr als zehn Prozent ab. (awp/mc/ps)

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