CBI-Generaldirektor John Cridland.
London – Die Wirtschaft in Grossbritannien steht entschieden hinter einer EU-Mitgliedschaft des Landes. Der Verbleib in der Gemeinschaft, der vor allem innerhalb der Konservativen Partei von Premierminister David Cameron umstritten ist, sei im «überwältigenden Interesse Grossbritanniens», heisst es in einem Bericht, den der Arbeitgeberverband CBI am Montag bei seiner Jahrestagung in London vorstellte. «Wir haben alle Modelle durchgespielt, etwa die Schweiz, Norwegen und die Türkei», sagte CBI-Generaldirektor John Cridland. «Alle könnten funktionieren, aber keines so gut, wie in der EU zu bleiben.» Die EU brauche jedoch grundlegende Reformen.
Premierminister Cameron, der in den vergangenen Monaten aus parteipolitischen Überlegungen wiederholt dem europakritischen rechten Flügel seiner Konservativen Partei nachgeben musste, will 2017 das Volk über den Verbleib Grossbritanniens in der EU abstimmen lassen. Zuvor wolle er die Modalitäten für die britische Mitgliedschaft in Brüssel neu verhandeln, sagte Cameron am Montag vor dem Arbeitgeberverband.
Cameron: Unterstützung für EU in Grossbritannien «hauchdünn»
«Das ist nicht ein kurzfristiges, taktisches Manöver», betonte der Regierungschef. Die Europäische Union verändere sich, unter anderem im Zuge der Euro-Krise, sagte Cameron. Die Mitglieder der Eurozone bräuchten Veränderung. «Wir, die wir ausserhalb der Eurozone sind, brauchen das auch», betonte er. Gegenwärtig sei die Unterstützung für die Europäische Union in Grossbritannien «hauchdünn».
CBI-Chef: «Europäischer Binnenmarkt grundlegend für unsere Zukunft»
Cameron hatte wiederholt betont, er trete für ein Grossbritannien als Mitglied einer reformierten EU ein. CBI-Chef John Gridland entgegnete, die Wirtschaftsvereinigung habe bei ihrer Beurteilung «über die Grenzen politischer Rhetorik hinausgeschaut, um das Für und Wider einer EU-Mitgliedschaft zur erörtern». Der Schluss sei eindeutig: «Der Europäische Binnenmarkt ist grundlegend für unsere Zukunft.» Es sei deutlich besser für Grossbritannien, innerhalb der EU Einfluss auf die Union zu nehmen, «als mit einem Fuss draussen zu stehen». Die EU sei jedoch keineswegs perfekt. «Europa muss offener werden, wettbewerbsfähiger und über den Tellerrand blicken.»
Nach Berechnungen einer CBI-Studie bringt die EU-Mitgliedschaft der britischen Wirtschaft jährlich ein Plus zwischen 62 und 78 Milliarden Pfund (73 und 92 Mrd Euro), rund vier bis fünf Prozent der Wirtschaftsleistung. Knapp 80 Prozent der von der CBI im Rahmen der Studie befragten mehr als 400 Unternehmen sprachen sich für den Verbleib in der EU aus. (awp/mc/ps)