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Peking – Die schlechten Nachrichten aus China reissen nicht ab. Der Aussenhandel im Reich der Mitte bleibt schwach, wie neue Handelsdaten zeigen. Unter Analysten wird bereits über weitere Stützungsmassnahmen der chinesischen Behörden spekuliert.
Der chinesische Aussenhandel ist im August unter dem Strich erneut hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Ausfuhren seien im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf knapp 197 Milliarden Dollar gefallen, teilte die Zollverwaltung am Dienstag in Peking mit. Hauptgrund für den Rückgang war ein schwaches Geschäft mit den Staaten der Europäischen Union und Japan. Mit dem Minus im August gingen die Exporte im laufenden Jahr bisher in sechs von acht Monaten zurück.
Lahmende Binnenkonjunktur
Noch schlechter sieht es bei den Einfuhren aus. Diese fielen zum zehnten Mal in Folge. Hier betrug der Rückgang im August 13,8 Prozent auf 137 Milliarden Dollar. Die seit Monaten sehr schwache Importentwicklung ist ein Indiz für eine lahmende Binnenkonjunktur. Auf dem zuletzt ohnehin nervösen Aktienmarkt des Landes sorgten die Daten zeitweise für weitere Verunsicherung. Die wichtigsten Indizes gaben zunächst nach, drehten im späteren Verlauf aber in die Gewinnzone.
Die Ölpreise verzeichneten nach den Zahlen einen deutlichen Kursrutsch, der aber durch eine Gegenbewegung kompensiert wurde. Zudem bekam der Euro Auftrieb. Schlechte Nachrichten aus dem Reich der Mitte setzten bereits in jüngster Vergangenheit vor allem den Dollar unter Druck und stärkten den Euro im Gegenzug. Aber auch der Höhenflug des Euro wurde im weiteren Tagesverlauf wieder weitgehend ausgeglichen.
Weitere Stützungsmassnahmen?
Die stark gesunkenen Einfuhren sind laut Laut Lothar Hessler, Analyst bei der Bank HSBC Trinkaus, zwar nicht ausschliesslich auf die schwache chinesische Binnenwirtschaft zurückzuführen, sondern auch auf die niedrigen Ölpreise. Dennoch hält Hessler weitere Massnahmen der chinesischen Notenbank für gut möglich. «Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der gedämpften Weltkonjunktur sind in China zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage weitere geld- und fiskalpolitische Lockerungen wahrscheinlich», sagte Hessler. Bereits nach ebenfalls schlecht ausgefallenen Exportzahlen zum Monat Juli hatte die Notenbank eine Abwertung der Landeswährung Yuan vorgenommen.
Ulrich Leuchtmann, Analyst bei der Commerzbank, weist darauf hin, dass der grosse Handelsbilanzüberschuss mit seit Monaten sinkenden chinesischen Devisenreserven einhergeht. «Bis zu einem gewissen Grad deutet dies darauf hin, dass grosse Geldsummen aus China abfliessen», sagte Leuchtmann. Im Klartext: Wichtige Investitionen in die chinesische Wirtschaft könnten ausbleiben. Das könnte die Binnenwirtschaft künftig weiter schwächen. Erst am Montag war bei den chinesischen Devisenreserven ein Rekordrückgang verzeichnet worden. Allerdings befinden sie sich mit über 3,5 Billionen US-Dollar nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. (awp/mc/upd/ps)