Peking – Chinas Aussenhandel ist unerwartet stark in das Jahr 2018 gestartet. Wie das nationale Statistikbüro am Donnerstag mitteilte, gab es ungewöhnlich kräftige Zuwächse bei den Exporten und vor allem bei den Importen. Allerdings haben hierzu auch Sondereffekte ein Stück weit beigetragen.
Trotz eines starken Jahresauftakts warnten Experten: Mit Blick auf die weitere Entwicklung könnten negative Einflüsse durch eine starke Landeswährung sowie ein drohender Handelskrieg mit den USA den chinesischen Aussenhandel belasten.
Die Daten für Januar sind beeindruckend: Die Ausfuhren stiegen um 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 200,52 Milliarden US-Dollar, wie das Pekinger Statistikbüro berichtete. Dies war von Experten in etwa erwartet worden. Viel stärker als erwartet fiel allerdings der Zuwachs bei den Importen aus. Hier meldete die Behörde im Jahresvergleich einen Anstieg um 36,9 Prozent auf 180,18 Milliarden Dollar. Analysten hatten zwar mit einer positiven Entwicklung gerechnet, waren aber nur vor einem Plus von 10,6 Prozent ausgegangen.
Eine Erklärung für das starke Abschneiden des Aussenhandels ist der Zeitpunkt des chinesischen Neujahrsfestes. Die ausgedehnten Feierlichkeiten waren in diesem Jahr auf Mitte Februar gefallen, so dass sich die Handelsaktivitäten verstärkt auf den Januar konzentrierten. Volkswirte sprechen hier von sogenannten «Vorzieheffekten».
Für die ungewöhnlich starken Importe machten Analysten aber auch die Entwicklung der Rohstoffpreise verantwortlich. Experte Frederik Kunze von der NordLB verwies insbesondere auf den Preis für Rohöl. Der habe sich im Jahresvergleich stark erhöht und somit zum Anstieg der Importe beigetragen. «Gleichwohl schimmert auch der Einfluss eines robusten Binnenmarktes durch», sagte Experte Kunze. Seiner Einschätzung nach ist die Binnendynamik in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt weiterhin intakt.
Schwelender Handelsstreit mit den USA
Als eine Gefahr für Chinas Aussenhandel sehen Beobachter den schwelenden Handelsstreit mit den USA. Präsident Donald Trump stört sich an dem grossen Handelsdefizit mit China, das sich trotz Warnungen aus Washington im abgelaufenen Jahr um weitere 9 Prozent auf knapp 278 Milliarden US-Dollar vergrössert hat. Die Vereinigten Staaten führen damit viel mehr Waren aus China ein, als sie dorthin exportieren.
Zuletzt setzte Trump neue Strafzölle durch, die sich hauptsächlich gegen chinesische Solar-Produzenten, aber auch gegen Hersteller von Waschmaschinen richten. Trotz anhaltender Warnungen, dass Chinas Wirtschaft wegen steigender Schulden, Vermögensblasen und einer schwächeren Industrie zunehmend unter Druck gerate, fielen eine ganze Reihe von Konjunkturdaten zuletzt besser aus als erwartet. Die Wirtschaft des Landes war im abgelaufenen Jahr um 6,9 Prozent gewachsen. (awp/mc/ps)