Delta-Variante belastet Chinas Wirtschaft zunehmend

Delta-Variante belastet Chinas Wirtschaft zunehmend
(Photo by Hanny Naibaho on Unsplash)

Peking – Chinas Wirtschaft ringt wieder zunehmend stärker mit den Folgen der Corona-Pandemie. Im August litt vor allem der Einzelhandel unter den in einigen Regionen des Landes strikten Massnahmen, um die Delta-Variante des Coronavirus in den Griff zu bekommen. Aber auch die Industrieproduktion und die Sachinvestitionen enttäuschten wie schon im Vormonat. Experten können sich mittlerweile eine etwas stärkere Reaktion der Notenbank vorstellen.

Der Einzelhandelsumsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 2,5 Prozent und damit so schwach wie seit einem Jahr nicht mehr, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte. Im Juli war der Umsatz im Einzelhandel im Jahresvergleich noch um 8,5 Prozent geklettert. Experten hatten mit einer Abschwächung des Wachstums gerechnet, dabei aber für August im Schnitt ein Plus von 7 Prozent erwartet.

Industrieproduktion wächst unter den Erwartungen
Ähnlich sieht es bei der Industrieproduktion aus. Diese legte im August im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent zu, nachdem sie im Juli noch um 6,4 Prozent geklettert war. Von Bloomberg befragte Analysten hatten einen Anstieg von 5,8 Prozent erwartet. Die Zunahme der Industrieproduktion fiel im August zudem auf den niedrigsten Stand seit Juli 2020.

Auch der Zuwachs bei den Investitionen in Sachanlagen ausserhalb der Landwirtschaft fiel nicht so hoch aus wie von Experten erwartet. Sie legten von Januar bis Ende August um 8,9 Prozent zu, nach einem Anstieg von 10,3 Prozent bis Ende Juli. Experten hatten einen höheren Wert erwartet.

Null-Covid-Strategie gerät an ihre Grenzen
Vor allem durch den grössten Ausbruch des Coronavirus seit einem Jahr mit der gefährlichen Delta-Variante hatte Chinas Wirtschaft zuletzt etwas an Dampf verloren. Die zweitgrösste Volkswirtschaft verfolgt eine Null-Covid-Strategie. Selbst auf kleine Ausbrüche wird mit strikten Massnahmen und Einschränkungen reagiert. Diese Strategie hat das Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf zunehmend belastet.

China-Experte Hao Zhou von der Commerzbank kann sich angesichts der Abschwächung eine etwas stärkere Reaktion der Notenbank People’s Bank of China vorstellen. Hao hält es für möglich, dass die Notenbank einen ihrer Leitzinsen im vierten Quartal reduzieren könnte. Bisher hat die Bank zumeist mit kurzfristigen Liquiditätsspritzen auf die Abschwächung reagiert. Ausschlaggebend für den vorsichtigen Kurs sind Bedenken wegen der hohen Inlandsverschuldung und der Gefahr von Preisblasen, insbesondere am Immobilienmarkt.

Die Regierung hat für dieses Jahr ein Wachstumsziel von «mehr als sechs Prozent» vorgegeben. Im vergangenen Jahr erlebte China wegen der Pandemie nur ein Wachstum von 2,3 Prozent. Die Daten für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal werden am 18. Oktober vorgelegt. (awp/mc/pg)

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