Wirtschaft in Japan und China im Aufschwung
Tokio/Peking – Nach schweren Einbrüchen wegen der Corona-Pandemie läuft die Wirtschaft in China und Japan wieder auf Hochtouren. Japan zeigte sich vom Rekordeinbruch erholt: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der vor Deutschland drittgrössten Volkswirtschaft der Welt zog im dritten Quartal – auf das Jahr hochgerechnet – um 21,4 Prozent an, wie die Regierung in Tokio am Montag auf vorläufiger Basis bekanntgab. Es ist das erste Mal nach drei Quartalen, dass Japans Wirtschaft wieder wächst, nachdem die Wirtschaftsmacht zuvor in eine schwere Rezession gerutscht war. Noch besser sieht es in China aus.
Dass Japans Konjunkturmotor nach diesem Einbruch jetzt wieder anspringen würde, hatten Ökonomen erwartet. Der Anstieg des BIP – der stärkste seit vier Jahrzehnten – fiel aber noch deutlicher aus als viele Experten gedacht hatten. Die asiatische Leitbörse in Tokio legte in Reaktion deutlich zu. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte beendete den Handel auf dem höchsten Stand seit rund 29 Jahren.
Chinesische Industrieproduktion legt um 6,9% zu
In China deuten starke Wirtschaftsdaten auf ein schnelleres Wachstum im letzten Quartal des Jahres hin. Im Oktober stiegen die Ausgaben im Einzelhandel für Verbrauchsgüter wieder um 4,3 Prozent und damit deutlich als im Vormonat (3,3 Prozent), wie das Statistikamt in Peking mitteilte. Die Industrieproduktion kletterte etwas schneller als erwartet um 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Experten rechnen mit Wachstum von 5 bis 6 Prozent im vierten Quartal
Die Wirtschaftsdaten dürften nach Erwartungen des Statistikamtes dazu führen, dass die zweitgrösste Volkswirtschaft der Erde in den letzten drei Monaten des Jahres schneller als im dritten Quartal mit 4,9 Prozent wachsen dürfte. Experten rechnen mit fünf bis sechs Prozent Wachstum. Trotz des starken Corona-Einbruchs zum Jahresanfang dürfte China als einzige grosse Volkswirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum verzeichnen. Es wird mit einem Plus von rund 2 Prozent gerechnet.
Coronavirus unter Kontrolle
In China waren vor einem Jahr im Dezember erstmals Infektionen mit dem Coronavirus entdeckt worden. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat die Pandemie aber mit strengen Quarantäne-Massnahmen, Massentests, Kontaktverfolgung und Einreisebeschränkungen unter Kontrolle gebracht, so dass sich das Leben normalisiert hat. Seit dem Sommer sind in der Volksrepublik nur noch vereinzelt kleinere lokale Ausbrüche bekannt geworden, gegen die meist sofort energisch vorgegangen wird. Es gibt heute ansonsten nur importierte Fälle, die bei den strengen Einreisekontrollen festgestellt werden. Reisende müssen grundsätzlich zwei Wochen in Quarantäne.
Japan war bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie infolge des Handelskonflikts zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt – USA und China – stark geschwächt gewesen. Hinzu kamen die Folgen einer Mehrwertsteueranhebung im vergangenen Jahr. Dann kam die Corona-Krise; die zwischen April und Ende Mai erlassenen Einschränkungen trafen die schwache Wirtschaft mit Wucht. Da Japan jedoch anders als andere Länder keinen harten Lockdown verhängte, fiel der wirtschaftliche Einbruch noch relativ milde aus.
Doch auch in Ostasien ist keineswegs garantiert, dass die Wirtschaft nun wieder dauerhaft zulegt. So benötigt China starke Handelspartner, Lockdowns und schlechte Konjunkturzahlen in der EU und den USA träfen auch die zweitgrösste Volkswirtschaft der Erde. In Japan rechnen zwar viele Ökonomen mit einer weiteren Erholung der Wirtschaft im Schlussquartal – allerdings viel langsamer als im dritten Quartal. Ein erneuter Anstieg der Corona-Infektionsfälle sowohl in Übersee wie auch im eigenen Land trübt die Geschäftsaussichten. Experten in Tokio rechnen denn auch damit, dass es noch Jahre dauern wird, bis sich Japans Wirtschaft vollständig von den Auswirkungen der globalen Pandemie erholen wird. (awp/mc/pg)