Peking – Für die schwächelnden Schwellenländer Asiens ist es nicht viel mehr als ein Hoffnungsschimmer, aber immerhin: Die beiden grössten Volkswirtschaften der Region zeigen sachte Anzeichen einer Besserung. Während Handelszahlen der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft China auf eine etwas stärkere Binnennachfrage schliessen lassen, startete die weltweit drittgrösste Volkswirtschaft Japan besser in das Jahr als bisher bekannt. Für Entwarnung ist es aber vermutlich zu früh.
Chinas Aussenhandel präsentierte sich im Mai zwar nicht in glänzender Verfassung. Das zeigt die Entwicklung der Ausfuhren, die im Vorjahresvergleich laut Regierungszahlen vom Mittwoch um 4,1 Prozent zurückgingen. Allerdings war der Rückgang deutlich schwächer als noch zu Jahresbeginn, als der Export um zweistellige Prozentwerte rückläufig war.
Chinas Import besser
Überraschend gut fielen dagegen Chinas Importzahlen aus. Die Einfuhren fielen im Mai um nur noch 0,4 Prozent zum Vorjahresmonat zurück. Das war der beste Wert seit Oktober 2014. Die Entwicklung sei erfreulich und auch auf eine robuste Binnendynamik zurückzuführen, kommentierten Analysten der NordLB.
Lichtblicke kamen auch aus Japan. Dort startete die Wirtschaft etwas besser in das neue Jahr als bisher gedacht. Wie die Regierung mitteilte, lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 0,5 Prozent höher als im Schlussquartal 2015. Eine vorherige Schätzung hatte einen Zuwachs um lediglich 0,4 Prozent ergeben. Auf das Jahr hochgerechnet wuchs die Wirtschaftskraft von Januar bis März um 1,9 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als zunächst ermittelt.
Japan will neue Konjunkturhilfen
Besser als in der Erstschätzung entwickelte sich der private Konsum, der für etwa 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Japans steht. Die Investitionen der Unternehmen waren zwar rückläufig, allerdings nicht so stark wie zunächst ermittelt. Befürchtungen, die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt könnte wieder in eine Rezession gleiten, haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet.
Die japanische Regierung um Premierminister Shinzo Abe bemüht sich dennoch um zusätzliche Konjunkturstützung. Zum einen wurde die für April 2017 geplante zweite Stufe der Mehrwertsteuererhöhung um zweieinhalb Jahre verschoben. Zum anderen stellt Premier Abe für kommenden Herbst zusätzliche Konjunkturhilfen in Aussicht.
Keine Entwarnung
Entwarnung kann für die beiden asiatischen Wirtschaftsriesen aber wohl nicht gegeben werden. China versucht derzeit, sein auf Staatsinvestitionen und Export basierendes Wirtschaftssystem umzubauen, was auf Kosten des Wachstums geht. Zudem hat der jahrelange Bauboom zu Fehlentwicklungen am Immobilienmarkt geführt, während die Verschuldung der öffentlichen Haushalte stark angestiegen ist.
Japan leidet unterdessen unter einer Vielzahl struktureller Probleme wie der Alterung seiner Gesellschaft und dem als verkrustet geltenden Zustand seines Arbeitsmarkts. Ausserdem ist das Land mit mehr als dem zweifachen seiner Wirtschaftsleistung so hoch verschuldet wie keine andere grosse Industrienation. Dennoch verschuldet sich das Land weiter. Dieser Kurs wird durch die japanische Notenbank unterstützt, die Staatsanleihen aufkauft und so die Refinanzierungskosten des Staats niedrig hält. (awp/mc/pg)