China: Inflation erreicht Drei-Jahres-Hoch
Zentralbankchef Zhou Xiaochuan.
Peking – China bekommt die Inflation nicht in den Griff. Die Preissteigerungen erreichten im Juni mit 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat den höchsten Stand seit drei Jahren. Vor allem die Nahrungsmittelpreise legten um 14,4 Prozent zu, wie das Statistikamt am Samstag in Peking berichtete. Für Schweinefleisch müssen Chinesen heute 57 Prozent mehr bezahlen als noch vor einem Jahr.
Trotz aller Bremsmanöver hat sich damit die Inflation in China schneller als erwartet beschleunigt. Die Regierung geht inzwischen davon aus, dass ihr Jahresziel von vier Prozent Inflation nicht erreicht werden dürfte. Der Anstieg der Erzeugerpreise im Juni um 7,1 Prozent deutet daraufhin, dass die Verbraucherpreise weiter zulegen werden. Im Mai lag die Inflation noch bei 5,5 Prozent. Um den Preisanstieg einzudämmen, hatte die Zentralbank seit Oktober schon fünfmal den Leitzins und neunmal die Kapitalanforderungen für die Mindestreserven der Banken erhöht, um überschüssige Liquidität im Markt abzuschöpfen.
Inflationsbekämpfung vorrangig
China müsse ein Gleichgewicht zwischen dem notwendigen Kampf gegen die Inflation und der Förderung der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt finden, sagte Zentralbankchef Zhou Xiaochuan laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua. Die Bemühungen, die Inflation in den Griff zu bekommen, hätten Vorrang, während sich das Wachstum verlangsame. In den Städten lag die Inflation im Juni bei 6,2 Prozent, während ländliche Regionen 7,0 Prozent erlebten. Die Staatsagentur Xinhua zitierte Experten, die aber keinen Grund zur Panik sahen. Neue Faktoren, die die Preise antrieben, seien inzwischen unter Kontrolle, wurde versichert. Die Lebensmittelversorgung habe sich insgesamt verbessert – mit der Ausnahme von Schweinefleisch.
Inflationsdruck dürfte weiter hoch bleiben
Die Chefökonomin der Wertpapierfirma Galaxy, Zuo Xiaolei, sagte laut Xinhua voraus, dass die Preissteigerungen auch künftig hoch sein werden. Es werde eine Weile dauern, bis der Inflationsdruck schrittweise nachlasse. Andere Experten äusserten die Hoffnung, dass die Massnahmen der Zentralbank greifen sollten. Auch liessen die Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt nach. Der Ökonom der Bank of Communications (BOC), Lu Zhiming, sagte laut Xinhua: «Die Preisanstieg hat im Juni für dieses Jahr einen Höhepunkt erreicht und wird sich den Erwartungen nach in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen.» Der Inflationsdruck werde insgesamt aber auf einem «hohen Niveau» bleiben. (awp/mc/ps)