Peking – Inflationsgefahren gehören gegenwärtig zu den geringeren Problemen, mit denen sich die politische Führung Chinas konfrontiert sieht. Nach Regierungszahlen vom Donnerstag bleibt der Preisauftrieb auf Verbraucherebene moderat. Im Dezember fiel die Inflationsrate von 3,0 auf 2,5 Prozent. Sie liegt damit knapp unter dem Wert für das Gesamtjahr 2013, als die Verbraucherpreise um durchschnittlich 2,6 Prozent zulegten. Die Teuerung liegt mithin klar unter dem Regierungsziel von 3,5 Prozent.
Bankanalysten führen im wesentlichen zwei Gründe für den derzeit verhaltenen Preisauftrieb an: Zum einen sorge das ungewöhnlich milde Winterwetter für moderate Nahrungsmittelpreise. Zum anderen dürften strengere Vorschriften für ranghohe Parteimitglieder das allgemeine Preisniveau gedrückt haben. Chinas Regierung hatte unlängst einer ausufernden Lebensführung ranghoher Funktionäre den Riegel vorgeschoben, indem zahlreiche Ausgabenposten etwa für luxuriöse Lebensmittel verboten wurden.
Vorerst kein Handlungsbedarf für Notenbank
Grundsätzlich eröffnet die geringe Inflation Regierung und Notenbank Spielraum zur konjunkturellen Stützung. Solche Schritte gelten gegenwärtig aber als eher unwahrscheinlich. Die politische Führung hat mehrfach klargestellt, dass Wachstumseinbussen wegen des angestossenen Reformprozesses unvermeidbar und bis zu einem gewissen Grad hinnehmbar seien. Nach gängiger Meinung von Bankvolkswirten werden zusätzliche Konjunkturstimuli erst dann ergriffen, falls das Wachstumsziel der Regierung von 7,5 Prozent signifikant verfehlt wird. Dies ist zurzeit nicht der Fall.
Darüber hinaus würden zusätzliche Konjunkturspritzen die ohnehin bestehende Gefahr von Preisblasen an den Vermögensmärkten erhöhen. Eine Lockerung der Geldpolitik widerspräche auch dem Kurs der chinesischen Notenbank, die Geldhäuser des Landes zu einer verantwortungsvolleren Kreditvergabe zu drängen. Ausschlaggebend ist die hohe Verschuldung von Kommunen, Städten und Provinzen sowie privaten Haushalten und Unternehmen. Zusammengenommen beträgt sie mehr als das doppelte der jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas.
Dass der wirtschaftliche Reformkurs letztlich unvermeidbar ist, zeigt auch die Entwicklung der Produzentenpreise. Wie Regierungszahlen vom Donnerstag zeigen, ist das Preisniveau auf Ebene der Unternehmen seit fast zwei Jahren rückläufig. Beobachter sehen darin ein Indiz für nach wie vor hohe Überkapazitäten in den Industrieunternehmen. Ein Ziel des Reformkurses der Regierung ist es, derartige Ineffizienzen zu verringern. Grundsätzlich soll der Binnennachfrage stärkere Beachtung geschenkt und die bisherigen Wachstumstreiber – Export und Staatsinvestitionen – zurückgedrängt werden.
Chinas Automarkt nimmt Fahrt auf – Absatzplus von 13,9 Prozent
Chinas Automarkt ist im vergangenen Jahr wieder auf Touren gekommen. Die Absätze legten 13,9 Prozent zu, wie der Branchenverband CAAM am Donnerstag mitteilte. Der Zuwachs fiel fast doppelt so hoch wie von CAAM erwartet aus und erheblich stärker als in den beiden Vorjahren.
Grund für die Erholung ist insbesondere die gestiegene Nachfrage nach Autos aus Japan. 2012 waren wegen anti-japanischer Ressentiments in China im Zuge eines Territorialstreits zwischen beiden Ländern weniger Fahrzeuge japanischer Hersteller verkauft worden. Für das neue Jahr sagte der Verband ein Auslieferungsplus von acht bis zehn Prozent voraus.
Im vergangenen Jahrzehnt lag das jährliche Wachstum des weltweit grössten Automarktes noch bei 30 bis 40 Prozent. Dann kam es zu einer drastischen Abkühlung. 2011 wurden in der Volksrepublik nur 2,5 Prozent mehr Autos verkauft, 2012 betrug das Absatzplus 4,3 Prozent. (awp/mc/upd/ps)