China-Schwäche brockt Mercedes-Benz Gewinneinbruch ein
Stuttgart – Der Autobauer Mercedes-Benz hat im dritten Quartal wegen der Schwäche auf dem wichtigen chinesischen Markt einen Gewinneinbruch erlitten. Die Ergebnisse rutschten um rund die Hälfte ab, vor allem das Geschäft mit den Pkw lief wegen des harten Wettbewerbs in der Volksrepublik und wegen der allgemein schwachen Wirtschaftslage enttäuschend.
«Die Finanzergebnisse des dritten Quartals entsprechen nicht den Ansprüchen, die wir bei Mercedes-Benz an uns selbst haben», sagte Finanzchef Harald Wilhelm laut Mitteilung am Freitag.
Operative Gewinnmarge hinter den Erwartungen zurück
Analysten hatten nach den Warnungen bereits ein deutlich schlechteres Quartal erwartet. Dass Mercedes im Kerngeschäft mit Pkw aber vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten nur 4,7 Prozent operative Gewinnmarge erzielte, hatten sie nicht vorhergesehen. Ein Jahr zuvor waren es noch 12,4 Prozent gewesen. Konzernchef Ola Källenius hatte die Experten für das zweite Halbjahr auf eine Marge von um die 6 Prozent eingestellt. Nach der Enttäuschung im dritten Quartal stellte Finanzchef Wilhelm in einer Telefonkonferenz mit Analysten für das vierte Quartal eine Marge von 6 bis 7 Prozent in Aussicht.
Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sprach von einem enttäuschenden Resultat in der Pkw-Sparte, verwies aber auch auf einen starken Finanzmittelzufluss. Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC äusserte sich ähnlich.
Wohlhabende Chinesen unerwartet sparsam
Mercedes hat vor allem in China Schwierigkeiten, weil die teuren Modelle mit dem Stern dort nicht so gut laufen wie gedacht und sich für das laufende Jahr auch keine Besserung abzeichnet. Die teuren Autos sind das Kernelement der Strategie von Källenius und haben in den vergangenen Jahren die Umsatzrendite der Schwaben auf Rekordhöhen getrieben. Mit der Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik insbesondere am Immobilienmarkt sind die wohlhabenden Mercedes-Kunden aber unerwartet sparsam geworden.
Chinesische Konkurrenz
Zudem wächst die Konkurrenz heimischer Autobauer in dem Land, das für die deutschen Hersteller über viele Jahre der Wachstumsgarant war. Im Elektrobereich, der in China stark wächst, wartet Mercedes immer noch auf durchschlagenden Erfolg mit seinen Modellen wie etwa dem EQS, dem vollelektrischen Pendant zur S-Klasse. Mercedes gab im dritten Quartal insgesamt einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag aus, um unter anderem die Bestände an Elektroautos auf den Höfen der Autohändler über Rabatte zu senken und in China mit Zuschüssen den Vertrieb zu stützen, wie Wilhelm sagte. (awp/mc/pg)