China sieht Stabilisierung seiner Wirtschaft
Peking – In der chinesischen Wirtschaft sind nach Ansicht von Zentralbankchef Zhou Xiaochuan Anzeichen einer Stabilisierung zu erkennen. Es sei aber schwer zu sagen, wie die Entwicklung in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt im nächsten Jahr aussehen werde, sagte der oberste Banker am Freitag in einer Diskussion mit Delegierten des 18. Parteitages der chinesischen Kommunisten in Peking. «Es wird zunehmend klarer, dass sich die chinesische Wirtschaft in eine bessere Richtung entwickelt.»
Nach positiven Frühindikatoren deuteten nun auch realwirtschaftliche Daten auf eine stabilere Konjunktur in China hin. Das Statistikamt in Peking legte neue Zahlen aus Industrie und Einzelhandel vor, die über den Markterwartungen lagen. Auch die Entwicklung der für das Wachstum wichtigen Investitionen konnten überzeugten. Die Inflationsrate sank im Oktober mit 1,7 Prozent auf den niedrigsten Wert seit Anfang 2010.
Industrie-Produktion um fast 10 Prozent gesteigert
Die Industrieunternehmen Chinas weiteten ihre Produktion im Oktober um 9,6 Prozent zum Vorjahr aus. Das ist der stärkste Anstieg seit Mai und mehr als Bankvolkswirte im Schnitt erwartet hatten. Der Einzelhandel konnte seine Umsätze um 14,5 Prozent steigern. Auch hier wurden die Markterwartungen übertroffen. Der Zuwachs war so stark wie seit über einem halben Jahr nicht mehr.
Von der Entwicklung der globalen Wirtschaft abhängig
Die Konjunktur in China hänge nicht nur von den heimischen Bedingungen ab, sondern auch von den weiteren Veränderungen durch die globale Finanzkrise, verwies Zentralbankchef Zhou Xiaochuan auf die Schuldenprobleme in Europa und die Haushaltsschwierigkeiten in den USA. China habe aber viel Spielraum, um seine Geldpolitik anzupassen, sagte der Banker laut Nachrichtenagentur Xinhua.
Heimische Nachfrage kann Rückgang des Export-Wachstums nicht auffangen
Das Wachstum in China hat sich nach zwei Jahrzehnten mit durchschnittlich zehn Prozent jährlich auf 7,4 Prozent im dritten Quartal verlangsamt. Ursachen sind die geringere Nachfrage nach Waren «Made in China» durch die krisengeplagten Europäer und Amerikaner. Der Rückgang des Exportwachstums konnte nicht ausreichend durch heimische Nachfrage aufgefangen werden.
Zwar sind sieben oder acht Prozent Wachstum vergleichsweise viel, aber das Schwellenland hat grossen Nachholbedarf. Die Wirtschaftsleistung liegt pro Kopf viel niedriger als in hochentwickelten Industrieländern. Auch kann China nur durch schnelles Wachstum ausreichend neue Arbeitsplätze schaffen und seine grossen Entwicklungsprobleme lösen. Experten nennen sechs bis sieben Prozent als kritische Schwelle. (awp/mc/pg)